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Kritiker-Behauptungen im Faktencheck I

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ALSFELD (ls). Es ist von täglich 5.926 zusätzlichen Fahrzeugen die Rede, von fehlenden Lärmgutachten und davon, dass das Gelände noch größer werden soll. Nicht alles, was von Kritikern in Zusammenhang mit dem geplanten Industriegebiet „Am Weißen Weg“ behauptet wird, stimmt wirklich. Ein Faktencheck in zwei Teilen.

Das geplante Industriegebiet in Alsfeld sorgte in den letzten Wochen für Diskussionen und vermehrte Kritik. Im Netz kursieren vielerlei Argumente gegen das Projekt – teils mit richtigen, teils mit belegbar falschen Behauptungen, die hier im Folgenden aufgegriffen und erklärt werden sollen.

Als Grundlage zur Überprüfung dienen neben den Aussagen von Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule, DHL Pressessprecher Thomas Kutsch, dem Vogelsbergkreis und dem Regierungspräsidium Gießen, der öffentlich einsehbare Bebauungsplan, der Flächennutzungsplan sowie der als Grundlage dienende Umweltbericht (alle Unterlagen dazu finden Sie öffentlich auf der Homepage der Stadt Alsfeld), der Entwurf des Regionalplans Mittelhessen und die Verkehrsuntersuchung aus dem Jahr 2019 im Auftrag der Hessischen Landgesellschaft durch die Heinz und Feier GmbH.

Behauptung 1: Täglich sind insgesamt 5.926 Fahrzeuge zusätzlich auf der Bundesstraße 62 unterwegs.

Faktencheck: Die Zahl von 5.926 zusätzlichen Fahrzeugen wird in der Begründung des Bebauungsplans für das Industriegebiet Weißer Weg unter dem Punkt „4.4 Verkehrsflächen, Verkehrserschließung, Anbindung ÖPNV“ genannt. Dieser ist öffentlich auf der Webseite der Stadt Alsfeld zugänglich.

Dort heißt es wörtlich: „Um das zu erwartende Verkehrsaufkommen des Industriegebietes abschätzen zu können, wurde im Auftrag der Hessischen Landgesellschaft mbH eine Verkehrsuntersuchung hierzu durchgeführt. Die Untersuchung geht von einer zusätzlichen Verkehrsbelastung der Bundesstraße B62 durch das geplante Industriegebiet von 5.926 KfZ über den gesamten Tag aus. Davon fahren 654 KfZ mit einem Schwerverkehranteil von 129 in der Spitzenstunde am Vormittag und 368 KfZ mit einem Schwerverkehranteil von 70 in der Spitzenstunde am Nachmittag.“

Auf den ersten Blick scheint es, als könnte das Argument der Kritiker stimmen – jedenfalls wenn man nur auf die Formulierung im Bebauungsplan schaut. Um die Zahl allerdings genauer analysieren zu können, ist ein Blick auf das entsprechende Verkehrsgutachten notwendig. Die 52 Seiten umfassende Verkehrsuntersuchung ist nicht öffentlich, wurde aber den politischen Entscheidungsträgern und auf Anfrage auch OL bereits im Juli 2021 zur Verfügung gestellt. Auf ihrer Grundlage ist bereits ein Text auf OL erschienen.

Der Wunsch nach einem Kreisel auf der B62

In dem Gutachten wird beschrieben, wie die genannte Zahl von 5.926 Fahrzeugen hergeleitet wird. Die Berechnung erfolgte im Jahr 2019 aufgrund einiger getroffener Annahmen:

  • Annahme 1: Auf 20 der 44 Hektar wird ein Logistikbetrieb mit 800 Beschäftigten sowie ein 24 Stundenbetrieb mit drei Schichten entstehen.
  • Annahme 2: Auf den verbleibenden 24 Hektar entstehen Industrieunternehmen, bei denen mit allgemeinen Kennzahlen gerechnet wurde, nämlich 45 Beschäftige pro Hektar, was 1080 Beschäftigten entsprechen würde.
  • Annahme 3: Für die nicht bekannten Werte werden allgemein gültige Kennzahlen genutzt, die sich nachfolgender Tabelle entnehmen lassen:

Quelle: Verkehrsgutachten

Aus diesen Annahmen lassen sich Faktoren pro Mitarbeiter errechnen, von denen man auf die zu erwartende Kfz-Fahrten für Beschäftigte, Kunden/Besucher und tatsächliche Lieferungen schließen kann. Diese kann man der nachfolgenden Tabelle entnehmen.

Quelle: Verkehrsgutachten

Nimmt man dann die beiden Summen für den Logistik und Industrieteil, so erhält man die Gesamtsumme der 5.926 zusätzlichen Fahrzeuge. Diese zusätzlichen Fahrzeuge sind die Zahlen, die Kritiker nutzen – allerdings sind sie nach dem heutigen Kenntnisstand falsch. Vergessen darf man dabei allerdings nicht, dass das Gutachten aus dem Jahr 2019 ist – und es seitdem neue, gesicherte Informationen und Zahlen gibt. Mittlerweile weiß man nämlich, welche Unternehmen dort bauen werden und wie viel Verkehr erwartet wird.

„Nach heutigem Stand planen wir mit rund 300 Verkehren pro Tag und zukünftig mit 600 Verkehren pro Tag, wobei der Schwerpunkt der Fahrzeugbewegungen in den Abend- und Nachtstunden liegt“, erklärt DHL-Pressesprecher Thomas Kutsch auf Anfrage von OL. Die Zeiten würden speziell für DHL zwischen 22 Uhr und 6 Uhr liegen. Dabei würden nicht nur Lkw zum Einsatz kommen, sondern auch viele Transporter, also 3,5 Tonner, die die Entfernungen abdecken. Aufgrund der Distanzen, beispielsweise bis nach München, sollen fast ausschließlich Autobahnen genutzt werden. Daher sei der Standort in Alsfeld direkt an der A5 optimal, da der geplante Hub auf den nationalen Straßentransport ausgelegt sei und die Sendungen über den Landverkehr zeitnah weiter an alle DHL Express Service Center in Deutschland transportiere.

Konkret werden die Daten zu Beginn (im Jahr 2024/25) hier zusammengefasst. Dabei werden wieder die errechneten Faktoren aus dem Verkehrsgutachten genutzt, allerdings mit den nun bekannten Zahlen von DHL und Nordwest:

Das heißt mit der Eröffnung der Logistikbetriebe von DHL Express und Nordwest wäre zu Beginn mit ca. 1.167 zusätzlichen Fahrzeugen täglich zu rechnen.

Zum Schluss soll ein Blick auf die Zukunft geworfen werden. Zum einen gibt es noch freie Flächen im Industriegebiet, die erst in einigen Jahren verkauft werden können, weil sie sich derzeit noch im Besitz von Landwirten befinden, zum anderen haben sowohl DHL als auch Nordwest eine Prognose für die nächsten zehn bis 20 Jahren abgegeben. Die prognostizierten Zahlen der Entwicklung ab 2030 wurden von den Käufern in den jeweiligen Präsentationen bekannt gegeben und werden hier nun aufgeführt.

Zur Erklärung: Für die künftigen Mitarbeiter auf den Restflächen, die prognostiziert in 2030/2040 ebenfalls verkauft und verbaut sind, wird in dieser Rechnung von einem Durchschnittswert der bisherigen beiden Unternehmen (DHL und Nordwest) ausgegangen.

Aber auch hier würde sich zeigen, dass man ab 2030/2040 höchstens von einem zusätzlichen Gesamtverkehr von 2.945 Fahrzeugen ausgehen muss. Die Aussage, dass man mit einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von 5.926 Fahrzeugen durch das Industriegebiet rechnen muss, ist daher nicht richtig, da die Zahlen falsch hergeleitet und mittlerweile veraltet sind. So viel kann man allerdings sagen: Zu Beginn in 2024 wird man mit 1.167 zusätzlichen Fahrzeugen rechnen müssen.

Mit Blick auf mögliche verkehrsberuhigende Maßnahmen – insbesondere für den Stadtteil Eifa, der schon heute von Lkw belastet wird, die die Maut sparen wollen und über Eifa nach Rainrod und von dort zurück auf die B254 fahren – erklärt Alsfelds Bürgermister Stephan Paule, dass beim Regierungspräsidium schon seit Jahren ein innerörtliches Tempo 30 nachts in Eifa beantragt wurde, das allerdings bislang abgelehnt wurde, da „die vom RP berechneten Lärmwerte dafür nicht ausreichen“.

„Im Zuge des Industriegebiets ist geplant, dass der Mautvermeidungsverkehr durch die Errichtung einer Mautsäule bei Eifa umgelenkt und bekämpft wird. „Ein stationärer Blitzer hat hohe Anforderungen und muss von der Hessischen Polizeiakademie genehmigt werden“, erklärt Paule. Für Eifa war das bisher nicht der Fall, werde aber im Bezug auf die Bushaltestelle innerorts nochmals versucht.

Behauptung 2: Die Stadt Alsfeld hat trotz dieser absehbaren Lärmbelastung durch das Industriegebiet und den Zubringerverkehr kein Lärmgutachten eingeholt.

Faktencheck: „Verkehr und Industrie produzieren zwangsläufig Lärm“, sagt der Bürgermeister. Der Vorteil des Standortes „Am weißen Weg“ bestehe darin, dass er in einer „siedlungsfernen Lage“ liege. Hierdurch würden Immissionskonflikte bereits im Vorfeld verringert oder vermieden. Ein Lärmgutachten sei in erster Linie dann notwendig, wenn beispielsweise ein Vorhaben nahegelegene Wohngegenden zu beeinträchtigen droht.

Die nächste Wohngegend liegt zwei landwirtschaftliche Betriebe mit zugehöriger Wohnnutzung (Bereich Höllhof) in etwa 950 Meter Luftlinie entfernt, so jedenfalls steht es im Bebauungsplan. Dort heißt es auch, in solchen Dorfgebieten wie der Höllhof einer ist, gelten Orientierungswerte für tagsüber 60 dB(A) und nachts 45 dB(A). Die Stadt geht davon aus, dass diese Werte eingehalten werden. „Für diese Einhaltung spricht auch die topographische Lage der landwirtschaftlichen Anwesen“, heißt es im Bebauungsplan. Höhenmäßig liegt der Bereich Höllhof etwa 50 Meter tiefer als das Industriegebiet und erfahre durch den „Damm der Autobahn A5 eine Trennwirkung“.

Im Bereich „Florhof“ – oder umgangssprachlich auch Flohrshöhe genannt -, der etwa 130 Meter nordöstlich ist, ist eine Wohnnutzung ausgeschlossen. Zuletzt wurde das bei der Erweiterung des Schießstandes bewertet, wobei eine Baulast eingetragen wurde. Nach Eifa beträgt die Entfernung 1,6 Kilometer, nach Eudorf und Altenburg sind es je 1,7, zur Kernstadt 1,9 Kilometer. Im unmittelbaren Nahbereich gebe es „keine aus immissionsschutzrechtlichen Gründen zu berücksichtigende wohnbaulich genutzten Anlagen“.

Sofern eine künftige Ansiedlung unter die Genehmigungspflicht des Bundesimmissionsschutzgesetzes fallen sollte, muss in der Regel auch ein präzises Gutachten erstellt werden, teilt die Stadt mit. Konkret für DHL soll ein Lärmgutachten im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens erstellt werden.

Behauptung 3: Als Begründung für das fehlende Lärmgutachten wird der ohnehin laute Schießstand herangezogen.

Faktencheck: Es ist wahr, dass im Bebauungsplan vom Schießstand an der sogenannten „Flohrshöhe“ gesprochen wird, der vom Verein Bund der Militär- und Polizeischützen betrieben wird – allerdings wird er nicht als Begründung angeführt, warum kein Lärmgutachten nötig ist. Konkret wird darin auf den östlich angrenzenden Schießstand verwiesen – und auf dessen Erweiterung, die dazu führte, dass für diesen Bereich eine Baulast mit dem Inhalt eingetragen wurde, „dass dort eine Wohnnutzung ausgeschlossen ist“. Weiter heißt es: „Somit befinden sich im Nahbereich des geplanten Industriegebietes keine aus immissionsschutzrechtlichen Gründen zu berücksichtigende wohnbaulich genutzten Anlagen.“ Übersetzt heißt das: Schon wegen des Lärms des Schießstands sind in dem betreffenden Gebiet auch nahe dem geplanten Industriegebiet keine Wohnungen erlaubt – damit die Menschen dort vom Schießlärm nicht belästigt werden können.

Das sagt auch Bürgermeister Stephan Paule. Der erklärt, dass die Schießanlage in den Planunterlagen „als vorhandene Lärmquelle geführt“ wird und nicht als inhaltliche Begründung dafür, dass kein Lärmgutachten erstellt wurde. „Den Betrieb der Schießanlage auf der Flohrshöhe mag mancher kritisch sehen. Es handelt sich jedoch unstrittig um eine den Vorgaben des Bundesimmissionsschutzgesetzes entsprechende, genehmigte Anlage“, erklärt er.

Ende Februar fand in Alsfeld der erste Sonntagsspaziergang gegen das geplante Industriegebiet in der Alsfelder Innenstadt statt. Foto: archiv/ls

Gemäß Genehmigungsbescheid vom 4. Januar 2017 darf auf dem Schießstand übrigens werktags von 7 bis 21 Uhr und sonn- und feiertags von 8 bis 16 Uhr geschossen werden. Wie das Regierungspräsidium Gießen als Genehmigungsbehörde auf Anfrage mitteilt, wurde im Zuge der Änderungsgenehmigung von 2017 ein Lärmgutachten erstellt. Das sei Bestandteil der damaligen Antragsunterlagen, nach Genehmigungserteilung sei eine Abnahmemessung für die Anlage vorgenommen worden. Die Bewertung der Ergebnisse würden beim Vogelsberg liegen, sagte das RP.

Der Kreis allerdings verweist zurück auf das Regierungspräsidium. „Die Einsicht in die den Lärmschutz betreffenden Unterlagen erfolgt beim Regierungspräsidium Gießen“, heißt es in der Antwort. Hierzu müsse ein Antrag auf Akteneinsicht gestellt und begründet werden. Ein solcher Antrag wegen einer Lärmbeschwerde sei im Frühjahr 2021 bei der Genehmigungsbehörde, dem RP, eingegangen, heißt es vom Kreis.

Der Antrag sei von Seiten des Beschwerdeführers dann aber nicht weiterverfolgt worden, nachdem sich die Lärmsituation verbessert hätte. Weitere Beschwerden würden dem Kreis als Überwachungsbehörde nicht vorliegen. Nachdem das Regierungspräsidium bei der nächsten Anfrage wieder zurück an den Kreis verwiesen hat, teilte dieser mit, dass die Redaktion beim Betreiber der Anlage zunächst eine Einsicht in das Gutachten genehmigen lassen muss. OL bemüht sich aktuell weiter, die Einsicht zu erhalten.

Behauptung 4: Die CDU bereitet die Ausweitung des Industriegebietes bereits vor.

Faktencheck: Schon im Interview zum OL-Jahresausblick dementierte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule mögliche Planungen, das Industriegebiet auch auf die gegenüberliegende Seite ausweiten zu wollen. Damit reagierte der Bürgermeister auf Vermutungen des Umwelt- und Naturschutzbundes BUND Vogelsberg, der eben genau das befürchtete. Der Grund dafür lag darin, dass die Flächen auf der gegenüberliegenden Seite im Entwurf des neuen Regionalplans von einer landwirtschaftlichen Vorrangfläche zu einer landwirtschaftlichen Vorbehaltsfläche „abgestuft“ wurden.

Zur Erklärung: Ein Vorranggebiet ist einzig für eine bestimmte Nutzung vorgesehen – in diesem Fall: die Landwirtschaft. Im Gegensatz dazu ist auf einem Vorbehaltsgebiet auch eine andere Nutzung möglich, die aber thematisch zur Landwirtschaft passen muss – wie beispielsweise eine Bebauung mit einer Biogasanlage oder aber Photovoltaik.

Egal ob landwirtschaftliche Vorrang- oder Vorbehaltsfläche, es bleibe eine Fläche für die Landwirtschaft – und der Weg das zu ändern, bleibe der gleiche Weg wie beim Weißen Weg vor über zehn Jahren. „Keiner dieser Schritte ist begonnen und es gibt im Moment auch nicht den politischen Willen, diese zu beginnen. Natürlich bindet sich ein Bürgermeister nie für die nächsten zehn oder 20 Jahre, aber die Befürchtung, dass es unmittelbar dort weitergehen soll, ist vollkommen unbegründet“, widersprach Paule deutlich.

Dennoch: Im Entwurf des Regionalplans (unter Punkt 5.2-3) steht ergänzend geschrieben, dass gewerbliche Flächen in der Größe von bis zu fünf Hektar zu Lasten der „Vorbehaltsgebiete für Landwirtschaft“ insbesondere für die Eigenentwicklung entwickelt werden können, „jedoch nur am Rand der Vorranggebiete Industrie und Gewerbe Bestand beziehungsweise der Vorranggebiete Siedlung Bestand und bei erkennbarem Bedarf, der im Bestand nicht gedeckt werden kann“.

Heißt im Klartext: Sollte ein Unternehmen, das sich an der Grenze eines Industriegebiets befindet, sein Areal erweitern wollen, weil ein nachweislicher Bedarf besteht, und die Stadt selbst kein Gewerbegrundstück in dem Gebiet mehr in petto hat, dann könnte auf dem angrenzenden gegenüberliegenden Grundstück, was eine landwirtschaftliche Vorbehaltsfläche ist, auf höchstens fünf Hektar doch noch gebaut werden. Auf DHL beispielsweise würde das nicht zutreffen, weil der Logistiker auf dem hinteren Grundstück die Flächen erwerben möchte, die nicht direkt angrenzen. 

Behauptung 5: Die CDU hat das gegenüberliegende Gelände zu einer minderwertigen Fläche im Regionalplan abstufen lassen.

Faktencheck: Eine einfache und kurze Antwort gibt es in diesem Punkt nicht. So viel kann man vorab schon einmal sagen: Seitens der CDU-Fraktion in der Regionalversammlung gab es wirklich mal eine solche Anfrage, die die Stadt unterstützte, dann allerdings fallen ließ. Dennoch: Solche Flächen in ihrer Nutzung umzubestimmen, das kann lediglich das Regierungspräsidium. Dazu nun eine genauere Erläuterung.

Entstanden ist das Industriegebiet am Weißen Weg durch eine von der Stadt in 2011 beauftragte und 2012 vorgelegte Gewerbe-Standortanalyse. Dabei wurden 14 mögliche Standorte für Gewerbe und Industrie miteinander verglichen und anhand von gewerblicher Eignung, Erholungswert und der Umwelt- und Artenschutzauswirkungen bewertet. So kam das Gebiet „Am Weißen Weg“ heraus. Um die Planungen überhaupt anstoßen zu können hat die Stadt Alsfeld bei der Regionalplanung zahlreiche kleinere außenliegende Fläche, die schon als Gewerbegebiet ausgewiesen waren, „zurückgegeben“ und sie nach Zustimmung der Regionalen Planungsversammlung zum neuen Gewerbegebiet zusammengelegt. Das war schon 2015 und alle Träger öffentlicher Belange wurden damals mit einbezogen, heißt es von offizieller Seite.

Selbst wenn man, wie es befürchtet wird, darüber hinaus weitere Gewerbegebiete ausweisen wollte, müsste zunächst die Gewerbe-Standortanalyse fortgeschrieben werden und auch der Regionalplan müsste angepasst werden. Die Flächen jenseits der B62 sind nicht als neue Gewerbeflächen, sondern als Landwirtschaftsflächen ausgewiesen. „Die Stadt hat das auch nicht beantragt und wird es im anstehenden Offenlegungsverfahren auch nicht beantragen“, erklärt Paule.

Und trotzdem gab es seitens der CDU-Fraktion in der Regionalversammlung tatsächlich einmal eine Abfrage an alle Vogelsberger Gemeinden. Damals meldete die Stadt unter anderem Interesse daran, das gegenüberliegende Areal zu einer Vorbehaltsfläche erklären zu lassen, um dort Ausgleichsmaßnahmen für das geplante Industriegebiet umzusetzen. Die Planungen dazu wurden allerdings über Board geworfen, die Ausgleichsflächen wurden anderweitig geplant. Seither hab die Stadt, so erklärt es Paule, diese Änderung der Nutzung nicht weiter verfolgt und diese auch nicht forciert, die Änderung der Flächennutzung obliege lediglich dem Regierungspräsidium.

Warum wurde also das gegenüberliegende Gelände herabgestuft? Das Regierungspräsidium verweist auf „die veränderte Methodik bei der Ermittlung der potenziellen VRG Landwirtschaft“ – und auch darauf, dass nicht die gesamte Fläche von einer Vorrangfläche zu einer Vorbehaltsfläche wurde, sondern nur ein Teil. Weiter erklärt das RP, dass die Regionalversammlung beschlossen habe „sich unter zusätzlicher Berücksichtigung des Klimawandels auf Flächen zu konzentrieren, welche mindestens ein mittleres Wasserspeichervermögen aufweisen und damit auch unter veränderten Niederschlägen/Temperaturen eine gewisse Ertragssicherheit versprechen“. Übersetzt heißt das: Die Flächen, die zu Vorbehaltsflächen erklärt wurden, sind zu schlechte für die Landwirtschaft und versprechen unter den neusten Klimaentwicklungen keine sicheren Erträge mehr. Deswegen öffnet man sie für Nutzungen wie beispielsweise Freiflächenphotovoltaikanlagen. Berücksichtigt wurde dabei die Agrarplanung Mittelhessen (AMI).

„Insofern ist die veränderte Kulisse nicht auf das Hinwirken einzelner Akteure, sondern auf eine grundsätzliche Anpassung der Ermittlungsmethodik zurückzuführen“, erklärt ein Sprecher vom RP.

Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule geht aber noch auf einen weiteren Aspekt ein, denn scheinbar würden Interessenten aus der Immobilienwirtschaft versuchen, im Bereich der Autobahnausfahrt Alsfeld-Ost Flächen zu erwerben und hierfür auch gewerbegebietsähnliche Preise anbieten. „Das wird von der Stadtverwaltung – sowohl Bauamt als auch Wirtschaftsförderung – deutlich missbilligt“, sagt Paule.

Weiter erklärt er, dass es dazu keinerlei planerische Grundlagen gebe und die Stadt bereits signalisiert habe, dass sie dort kein Baurecht schaffen werde. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion über übermäßigen Flächenverbrauch seien solche Umtriebe kontraproduktiv. „Auch wenn die Stadt Alsfeld sich zur Ausweisung der 44 Hektar Gewerbefläche entschieden hat, teilt sie grundsätzlich das Anliegen von Landwirtschaft und Umweltverbänden, Flächenverbrauch auf das notwendige Mindestmaß zu beschränken“, sagt Paule.

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Kritiker-Behauptungen im Faktencheck II

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ALSFELD (ls). DHL plant ein Mega-Logistikzentrum so groß wie in Leipzig, die Stadt könnte ein Minus-Geschäft machen und auch Klimaschutzmaßnahmen sind nicht vertragliche festgeschrieben: Nicht alles, was von Kritikern in Zusammenhang mit dem geplanten Industriegebiet „Am Weißen Weg“ behauptet wird, stimmt wirklich. Der zweite Teil des Faktenchecks.

Das geplante Industriegebiet in Alsfeld sorgte in den letzten Wochen für Diskussionen und vermehrte Kritik. Im Netz kursieren vielerlei Argumente gegen das Projekt – teils mit richtigen, teils mit belegbar falschen Behauptungen, die hier im Folgenden aufgegriffen und erklärt werden sollen.

Als Grundlage zur Überprüfung dienen neben den Aussagen von Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule, DHL Pressessprecher Thomas Kutsch, dem Vogelsbergkreis und dem Regierungspräsidium Gießen, der öffentlich einsehbare Bebauungsplan, der Flächennutzungsplan sowie der als Grundlage dienende Umweltbericht (alle Unterlagen dazu finden Sie öffentlich auf der Homepage der Stadt Alsfeld), der Entwurf des Regionalplans Mittelhessen und die Verkehrsuntersuchung aus dem Jahr 2019 im Auftrag der Hessischen Landgesellschaft durch die Heinz und Feier GmbH.

Behauptung 6: Laut DHL soll das DHL-Express-Logistikzentrum vergleichbar groß werden wie Deutschlands größtes DHL Hub in Leipzig, dessen riesige Fläche einen Frachtflughafen hat. Aufgrund von massiven Anwohnerprotesten könnte der Leipziger DHL Standpunkt nach Alsfeld verlegt werden.

Faktencheck: Der DHL Hub in Leipzig ist eines von drei internationalen Drehkreuzen im Netzwerk von DHL Express und fungiert als Drehkreuz in ganz Europa. Dort wird die internationale Fracht per Flugzeug abgewickelt. In Alsfeld hingegen ist ein nationales Umschlagzentrum für DHL Express Deutschland mit Straßentransport geplant, was deutlich kleiner sein wird als das in Leipzig. Zum Vergleich: „Die Anzahl der Sendungen, die in Leipzig pro Nacht umgeschlagen werden, ist etwa fünfmal größer als die geplante Menge im Deutschland Hub“, erklärt Thomas Kutsch, Pressesprecher von DHL auf Anfrage. Der Flächenbedarf lasse sich daher nicht vergleichen.

Während in Alsfeld mit einer Gesamtgrundstücksfläche von etwa 140.000 Quadratmetern geplant wird, wobei die genaue Größe der Hallen und Büros erst im Mai feststehen wird, liegt die gesamte Grundstücksfläche in Leipzig bei 1,2 Millionen Quadratmetern – davon entfallen laut Kutsch rund 87.000 Quadratmeter auf das Verteilzentrum, mehr als 22.000 Quadratmeter auf den Hangar und rund 21.600 Quadratmeter auf das Verwaltungsgebäude. Hinzu kommen Vorfeldflächen sowie ein Hochregallager.

Dass der Leipziger Standort nach Alsfeld verlegt werden könnte ist „absolut unrealistisch“, sagt der Pressesprecher.

Auch die Behauptung, dass DHL selbst den Vergleich zu Leipzig machte ist nur bedingt richtig. Zwar brachte Tobias Wider bei der Präsentation von der Alsfelder Ausschussmitgliedern den Leipziger Standort ins Spiel, doch in einem anderen Zusammenhang. Konkret sagte er Folgendes: „Vergleichbar etwa mit dem internationalen Hub von DHL in Leipzig, wo sich in den vergangenen Jahren viele weitere Unternehmen angesiedelt haben.“ Gemeint hatte Wider hier allerdings den Vergleich zwischen den Funktionalitäten der Hubs: Während Leipzig das internationale Drehkreuz sei, sei Alsfeld das nationale Drehkreuz.

Amazon und Deutsche Post DHL wollen nach Alsfeld

Behauptung 7: Gewinne für die Stadtkasse? Völlig unklar. Immense Erschließungs- und sonstige Kosten sowie unsichere Steuereinnahmen machen Gewinne ungewiss. Es kann sogar sein, dass die Stadt ein Minus-Geschäft macht.

Faktencheck: Dass nach Abzug aller städtischen Kosten wie Erschließung oder Bauleitplanung und ähnliches ein Minus-Geschäfts für die Stadt bleibt ist unwahrscheinlich, erklärt Bürgermeister Paule. „Die bereits beschlossenen und die weiteren zu erwartenden Verkaufspreise sind so kalkuliert, dass alle entstehenden Kosten gedeckt werden.“ Theoretisch, so erklärt er, sei es nicht möglich, dass Städte oder Gemeinden ein Minus-Geschäfts machen, da normalerweise alle entstehenden Kosten auf die Grundstückskäufer umgelegt werden, allerdings sei auch ihm bekannt, dass in einigen Gebieten Deutschlands vollerschlossene Bau- und Gewerbegrundstücke unter dem Preis verkauft worden sind. „Das wird beim Weißen Weg nicht der Fall sein“, sagt Paule.

Die Kalkulationen gehen von Ankaufs-, Planungs- und Erschließungskoten von etwa 25 Millionen Euro aus, doch die Verkaufspreise würden nicht nur die Kosten decken, sondern liegen zum Teil deutlich über dem Mindestverkaufspreis. Außerdem, so sagt Paule, würden plausible Gewerbesteuerprognosen vorliegen, die jährliche Einnahmen prognostizieren. Die Kalkulationen seien den Stadtverordneten bekannt – öffentlich könne man sie aufgrund des Steuergeheimnisses nicht machen.

Behauptung 8: In Reuters bei Lauterbach hat die Erschließung des Gebiets für „Heggenstaller“ rund 4 Millionen verschlungen, dort hat sich die Grundsteuer verdoppelt.

Faktencheck: Bei dieser Behauptung gibt es zwei Deutungsweisen: Zum einen, dass sich die Grundsteuer für das Gebiet für „Heggenstaller“ – übrigens ist hier das Holzwerk von Pfeifer gemeint – verdoppelt hat, zum anderen, dass sich die Grundsteuer für die ganze Stadt verdoppelt hat.

Mit Blick auf die erste Deutungsweise kann das durchaus im Bereich des Möglichen liegen. Das liegt mitunter daran, dass die Fläche, auf der das Holzwerk gebaut wurde, vorher eine Ackerfläche oder Wiese gewesen ist, die dann zu einer Industriefläche wurde. Während man für Ackerflächen oder Wiesen lediglich eine geringe Grundsteuer zahlt, erhöht sich diese, wenn sie zur bebauten Gewerbefläche wird. Das gilt dann allerdings einzig und allein für genau diese Fläche – und nicht für die ganze Stadt oder die umliegenden Grundstücke.

Dass sich die Grundsteuer der ganzen Stadt verdoppelt hat ist nicht richtig, wie der Fachbereich Finanzen bei der Stadt Lauterbach erklärt. 2014 wurden die Hebesätze der Grundsteuern von 400 auf schlagartig 630 Prozent erhöht. Das habe allerdings nichts mit „Heggenstaller“ zu tun gehabt, sondern die Hebesätze seien aus haushaltsrechtlichen Gründen im Rahmen des kommunalen Schutzschirms angehoben worden – und danach auch wider schrittweise gesenkt worden.

2015 und 2016 seien sie noch bei 630 Prozent geblieben, 2017 seien sie auf auf 600 Prozent gesunken und seit 2018 liegen sie konstant bei 550 Prozent.

Behauptung 9: Bei dem Gebiet handelt es sich um wertvolle Ackerfläche.

Faktencheck: Entgegen dieser Behauptung war in den städtischen Gremien immer wieder die Rede davon, dass die Fläche des „Weißen Wegs“ weniger wertvoll ist, als die eigentlich vorgesehenen Gewerbeflächen. Mitunter deshalb wurden die damals verstreut vorgesehenen Flächen zurückgegeben und dafür das neue, zusammenhängende Industriegebiet ausgewiesen. Das hatte auch die Stadt ganz zu Beginn der Diskussionen um das Industriegebiet in einer Pressekonferenz betont, nachdem der BUND Vogelsberg in einer Pressemitteilung die Flächenversiegelung kritisiert hatte.

„Es ist nicht das Ziel der Stadt, mutwillig Natur zu vernichten“

Einen speziellen Blick darauf gab es im Vorfeld im Umweltbericht zum Flächennnutzungsplan, der sich auf die Angaben vom BodenViewer Hessen (Stand März 2019) und auf die Geologische Übersichtskarte Hessen bezieht. Demnach handelt es sich bei dem Boden um flächenmäßig dominierenden, sandigen Lehmboden. Die Bodenwertzahl, also der Wert, der die Wertigkeit des Bodens misst, beträgt demnach überwiegend nur 35 bis 50 und „ist damit für die Alsfelder Feldflur eher unterdurchschnittlich“, heißt es dort. Die intensive Ackernutzung mache dem Bericht nach eine Vorbelastung durch Bodenbearbeitung (z.B. Pflugsohle) sowie eine Beeinflussung durch Düngemittel und Pestizide wahrscheinlich. Auswirkungen auf das Grundwasser sind durch den „Buntsandsteins mit wenig durchlässigen Deckschichten nicht besonders naheliegend“. Am Nordrand seien Schadstoffeinträge in den Boden durch die stark befahrene B62 gegeben.

„Das Plangebiet weist tendenziell einen unterdurchschnittlichen Erfüllungsgrad der für den Naturhaushalt wichtigen Bodenfunktionen auf und gehört auch hinsichtlich der Bodenwertzahlen zu den weniger begünstigten Ackergebieten im Umfeld der Kernstadt“, heißt es in der Bewertung. Die Alternativflächen seien hinsichtlich der Bodenfunktionen und insbesondere auch der landwirtschaftlichen Nutzungseignung deutlich besser.

Dennoch – und das kann man auch im Umweltbericht lesen – bedeute eine mit Industrieflächen verbundene großflächige Bodenumgestaltung und -versiegelung „selbstredend einen schwerwiegenden Bodeneingriff, weil weitestgehender Verlust der natürlichen Bodenfunktionen“. Er lasse sich weder wesentlich mindern noch extern angemessen ausgleichen. Reliefbedingt seien zudem größere Bodenauf- und –abträge unabdingbar, die die dann auch unversiegelt bleibende Restflächen in ihren Bodeneigenschaften verschlechtern würden.

Behauptung 10: Die Stadtverordneten haben die Möglichkeit, Photovoltaik auf den Dächern oder erneuerbare Energien vertraglich bindend zu machen, nicht genutzt.

Faktencheck: Auch diese Behauptung stimmt nicht ganz. Zwar ist die Nutzung von Photovoltaik auf den Dächern nicht im Bebauungsplan konkret vorgeschrieben – dort heißt es lediglich, dass freistehende PV-Anlagen ausgeschlossen werden, weil sie „sehr flächenintensiv“ sind – doch in den städtebaulichen Verträgen, die vor dem Gang zum Notar zu unterschreiben sind, sei eine Photovoltaik-Pflicht auf den Dächern vorgesehen, wie Paule mitteilt.

Weiterhin soll das neue Industriegebiet insektenfreundlicher werden – und sogar freundlicher als die bisherigen Ackerflächen. „Das neue Industrie-/Gewerbegebiet wird insektenfreundlicher, als es die bisherigen, intensiv gedüngten und Herbizid-behandelten Acker-Monokulturen sind“, sagt Paule. Vorgesehen seien eine insektenfreundliche Beleuchtung (Lichtfarbe, Lichttransmission, Abstrahlwinkel, Anbringungshöhe) und eine Begrünung, die bei bei Tieren gut ankommt.

„Für die waldnahen Bereiche des Gewerbegebietes werden die schon geschilderten Regelungen zur Beleuchtung an die Bedürfnisse des Fledermausschutzes angepasst“, erklärt der Rathauschef. Ohnehin hatten die beiden bisherigen Käufer, Nordwest und auch DHL, angekündigt, energiesparend auszubauen und Klima sowie Natur bestmöglich zu schützen.

„Wir haben uns ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Wir wollen unsere Treibhausgasemissionen bis 2050 netto auf null reduzieren, dazu gehören auch klimaneutrale Neubauten“, erklärt Kutsch für DHL. Für den Standort in Alsfeld sei eine Photovoltaik-Anlage geplant, die Standard bei allen DHL Express Neubauten sei, sowie smarte LED-Beleuchtung in Hallen und Büroflächen und die Nutzung von Wärmepumpen. Darüber hinaus werde das Unternehmen weitere Maßnahmen wie beispielsweise Erdwärme prüfen, um den Deutschland Hub soweit wie möglich klimaneutral zu betreiben.

Auch wenn sich die Kritiker meist lediglich auf DHL beziehen, auch das Unternehmen Nordwest hat bereits in der Projekt-Präsentation bekannt gegeben, dass die Nutzung von Windkraftenergie, die Installation von Photovoltaikanlagen oder Dachbegrünung oder die Nutzung von Geothermie-Anlagen denkbar seien. Zu diesem Zeitpunkt standen zwar die genauen Planungen noch nicht fest, aber Nachhaltigkeit und Umwelt spielten auch hier in den Planungen bereits eine große Rolle.

Nordwest Handel plant neues Zentrallager im Industriegebiet „Weißer Weg“

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Mehr Geld für privaten Klimaschutz, weniger für Photovoltaik

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ALSFELD (ls). Seit 2021 können private Klimaschutzmaßnahmen in Alsfeld durch die städtische Klimaschutzmaßnahme gefördert werden. Von den Alsfelder wird das angenommen: Allein im letzten Jahr wurden 99 Anträge gestellt. Jetzt wird die Fördersumme zwar verdoppelt, die Förderung von Photovoltaikanlagen wird aber deutlich niedriger.

Dieser Plan der Stadtverwaltung sorgte schon im Ausschuss für Gesprächsbedarf. Zunächst aber zum Hintergrund: Die von der Stadt ins Leben gerufene Klimaschutzförderichtlinie wurde in 2021 mit einem Fördertopf von 50.000 Euro geplant, doch schon im ersten Jahr kam die Förderung so gut an, dass der Fördertopf gesprengt wurde. 99 Anträge wurden gestellt, insgesamt 170.000 Euro wurden bewilligt. Auch für die kommenden Jahre rechnet die Stadt mit einer ähnlichen Anzahl an Anträgen, weshalb das Förderkontingent verdoppelt – und damit auf 100.000 Euro – gesetzt werden und die Richtlinie entsprechend angepasst werden soll.

Die Schwerpunkte der Richtlinie liegen nach wie vor auf Maßnahmen zur energetischen Sanierung, der Installierung von erneuerbaren Wärmeerzeugungen und allen voran auf der Errichtung von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) und Stromspeichern für Bestandsgebäude. Aber auch für Neubauten ist die Förderung für PV-Anlagen, Solarthermieanlagen und Geothermie möglich, Freiflächen-PV werden nicht gefördert.

Im Vordergrund steht allerdings auch eine Anpassung der Förderung für PV-Anlagen, die dabei niedriger ausfällt als vorher. Anlagen unter 5 Kilowatt Peak (kWp) werden jetzt mit 250 Euro pro Anlage gefördert, vorher waren es 500 Euro und für Anlagen unter unter 2,5 kWp gab es 250 Euro. Ab 5 bis 30 kWp gab es 100 Euro pro kWp, nun sind es ab 5 bis 40 kWp nur noch 50 Euro. Alles über 40 kWp wird nun pauschal mit 2.000 Euro pro Anlage gefördert, vorher waren es 3.000 für Anlagen über 30 kWp.

Mehr erneuerbare Energie für Alsfeld

Begründet wird die Entscheidung damit, dass die Anlagen „bereits ohne Förderung in den allermeisten Fällen rentabel“ seien und durch die Entwicklung der „politischen und strommarktbezogenen Rahmenbedingungen noch weiter rentabel“ werde. Allein im vergangenen Jahr wurden über die Förderung 800 kWp Photovoltaik beantragt, das seien Zweidrittel aller Anträge. „Das zeigt, dass bevorzugt die Fördertatbestände für Photovoltaikanlagen auf Alsfelder Hausdächern in Anspruch genommen wurden. Auch 2022 wurden bereits Anträge für die Richtlinie und diesen Förderschwerpunkt gestellt“, teilte die Stadt noch Mitte Februar in einer Pressemitteilung mit.

Riese: Schneller und mehr in der Energiewende

Nun sollen die Förderungen für PV-Anlagen niedriger ausfallen, „weil es heutzutage mehrheitlich zum Standard wird, sowohl bei Gewerbe als auch auf Wohnhäusern“, erklärte Paule. Im Grunde seien sie mittlerweile in sich schon rentabel, weshalb der Schwerpunkt nun eher auf die Heizungsmodernisierung und die Wärmedämmung gelegt werde. hier gebe es noch viel zu tun.

Die ALA-Fraktion, die in einem Änderungsantrag sogar das Förderkontingent auf 200.000 erhöhen und vor allem auch die Fördersumme der Pv-Anlagen beibehalten wollte – so viel vorab: Der Änderungsantrag wurde im Ausschuss mehrheitlich nicht empfohlen und auch im Stadtparlament mehrheitlich abgelehnt, wenn auch die Punkte einzeln abgestimmt wurden – sah „keine Heldentat“ in der Aufstockung der Gesamtsumme. „Photovoltaik muss gepusht werden“, erklärte ALA-Stadtverordneter Konrad Rüssel im Ausschuss. es gebe noch viele Dächer, die frei seien. ALA-Chef Michael Riese pflichtete ihm mit Blick auf die Erreichung des 1,5 Grad-Ziels bei: „Es gibt nur eine Richtung in der Energiewende: Schneller und mehr“, sagte er. Der zweite Grund für mehr „Speed“ und Geld für die Förderrichtlinie seien die Auswirkungen der internationalen Konflikte und Kriege.

CDU-Stadtverordneter Mathis Kruse habe sich selbst in den vergangenen Monaten privat mit PV-Anlagen beschäftigt und die städtischen Fördermittel seien für ihn nicht der ausschlaggebende Grund zur Entscheidung gewesen, die allerdings ungeachtet dessen einen Mitnahmeeffekt generieren würden. Viel eher seien der Krieg und die steigenden Energiepreise Gründe – und da sei kein Förderansatz als Anreiz nötig, da dieser in der Bevölkerung ohnehin bereits hoch sei.

Die Summe von 100.000 Euro wurde außerdem schon beschlossen, den Haushalt könne man nicht so einfach ändern, bekräftigte Paule und empfahl den Änderungsantrag nicht zu empfehlen. „Wir haben keine rechtliche Möglichkeit es um 100.000 Euro auf 200.000 Euro zu erhöhen, weil wir nicht wissen was da an Anträgen kommt. Wenn wir am Ende des Jahres sehen, dass die Richtlinie überzeichnet ist und wir finanzielle Mittel haben, die nicht verwendet wurden, dann können wir im Nachhinein diese Mittel im Haushalt verschieben“, erklärte er. Deshalb würde die Richtlinie regelmäßig evaluiert und angepasst werden – so wie im vergangenen Jahr.

Stadtparlament stimmt Antrag mehrheitlich zu

Die gleiche Argumente wiederholte Paule nochmal vor dem Stadtparlament. ALA-Stadtverordneter Konrad Rüssel sah in der angeblichen Novellierung eher eine Reduzierung – „Die beträgt satte 50 Prozent“, erklärte er mit Blick auf die PV-Anlagen. „Das ist in einer Zeit, wo weltweit von Energieeinsparung gesprochen wird ist unfassbar. Da streicht die Stadt Alsfeld Zuschüsse, wo eine Formierung erforderlich wäre“, sagte Rüssel. Kaschiert werde das seiner Meinung nach mit einem „imaginären Haushaltsvorsatz“. Der Anreiz müsse weiterhin geschaffen werden, damit PV auf alle Dächer komme, die im Solarkataster jetzt noch rot sind.

„Die Frage ist doch: wollen wir wirklichen einen Anreiz schaffen oder ein kleines städtisches Etikett aufkleben, ein kleines Klimaschutz-Alibi?“, frage ALA-Mitglied Walter Windisch-Laube. Mathis Kruse habe im Ausschuss ja bereits erklärt, dass die Förderung nicht der ausschlaggebende Anreiz sei. Das müsse sich ändern.

Während der ALA-Änderungsantrag abgelehnt wurde, wurde die Novellierung mit einer Gegenstimme und drei Enthaltungen mehrheitlich angenommen. Übrigens: Ein weitere Antrag der ALA zu den PV-Anlagen wurde von der Tagesordnung genommen. Dabei ging es darum, dass die Stadt mehr für PV-Anlagen werbe. Dem wollte die Stadt mit einer Landesinitiative nachkommen, in die Wege sei das bereits geleitet, erklärte Paule schon im Ausschuss.

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Alsfelds Jubiläums-Podcast ab Montag online

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ALSFELD (ol). 800 Jahre Stadtrechte Alsfeld: Speziell zum Jubiläum gibt es ab Montag, den 14. März, den „HUT AB-Podcast“ in Audio- und Videoformat. In insgesamt 16 Folgen erwarten die Zuhörer und Zuschauer spannende und originelle Geschichten über Stadt und Leute, aber auch einige ganz besondere und schicksalshafte Lebensgeschichten, die unmittelbar mit Alsfeld verknüpft sind.

Und natürlich geht es auch um Stadtgeschichte und herausragende historische Ereignisse, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. „Es hat mir eine große Freude bereitet, diese Podcast Reihe zu drehen und ich selber habe vieles erfahren, was ich bis dato gar nicht wusste“, schmunzelt Bürgermeister Stephan Paule und führt fort: „Die Themen sind so vielfältig und bunt wie unsere Stadt selbst. Mehr möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht verraten. Schauen beziehungsweise hören Sie selbst.“

Der Jubiläums-Podcast erscheint wöchentlich immer montags um 12.22 Uhr auf www.alsfeld2022.de beziehungsweise auf   https://www.youtube.com/c/alsfeldstadt. Den Podcast gibt es drüber hinaus auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, Amazon Podcast, etc.

Die erste Folge am 14. März handelt von den Jubiläumsfeierlichkeiten und dem, was Alsfeld in diesem Jahr Schönes bevorsteht. Hier steht Bürgermeister Stephan Paule selbst Rede und Antwort, während er in den darauffolgenden Podcasts immer einen neuen Gast im Jubiläums-TV-Studio begrüßt.

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Dritter Anlauf für Eisbahn zur Winterzeit

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ALSFELD (ls). Im dritten Anlauf soll es nun klappen mit der Eisbahn vor dem Alsfelder Rathaus in der Winterzeit: Nach Planungen und den „pandemiebedingten“ Absagen in den letzten beiden Jahren soll es im Jubiläumsjahr wieder eine Eis-Arena geben.

Der letzte Winter ist noch nicht einmal ganz vorbei, der Frühling klopft erst sachte an der Tür und schon lenkt die Stadt Alsfeld den Blick wieder in die Wintermonate – in die des Jubiläumsjahrs. Da nämlich soll der dritte Anlauf stattfinden, endlich wieder auf Schlittschuhen vor dem Rathaus zu fahren: „Der Magistrat hat beschlossen einen Vertrag mit Eisbahnbetreiber analog der letzten Jahre einzugehen und den Marktplatz in den Wintermonaten in eine Jubiläums-Eis-Arena mit begleitenden Gastroständen zu verwandeln“, heißt es dazu im Bericht aus der Arbeit des Magistrats.

Nachdem in den letzten beiden Jahren, also 2020 und 2021, „pandemiebedingt“ weder Weihnachtsmarkt noch die geplante Eisbahn stattfinden konnten, folge im Jubiläumsjahr damit der dritte Versuch. Und weil der Marktplatz dann voraussichtlich mit einer Eisbahn belegt ist, soll der Weihnachtsmarkt am „beliebten Standort Klostergarten“ aufgebaut werden.

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2.000 Kilowattstunden Strom für 2.000 Kilogramm gesammelten Müll

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ALSFELD (ls). Es war schon ein beachtliches Gewicht an Müll, was die rund 200 Teilnehmer beim großen „Butzdaach“ in Alsfeld gesammelt haben. 1.876 Kilogramm, bestehend aus Bechern, Teppichen, Autoreifen, Plastikflaschen und sogar einem Kotflügel, kamen dabei zusammen. Der Müll wird nun von der B+T Group in 2.000 Kilowattstunden Strom umgewandelt, die der Stadt zum Jubiläum geschenkt werden.

„Samstag ist ‚Butzdaach‘, wie man in Oberhessen sagt“, eröffnete B+T-Geschäftsführer Ralf Bohn um kurz nach 10 Uhr an diesem Samstagmorgen. Ein Morgen, der gänzlich im Zeichen eines Putztages für die gesamte Stadt Alsfeld steht. Immerhin, fast 200 Menschen waren der Einladung des Unternehmens im Rahmen des Alsfelder Stadtjubiläums gefolgt, um die Stadt von Müll zu befreien und sie für das Jubiläum zum Strahlen zu bringen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Jedes gesammelte Kilogramm Müll will die B+T Group in Energie verwandeln, genauer gesagt in Strom.

Bei der Anmeldung wurden die Teilnehmer mit Handschuhen, Greifzangen, Müllsäcken und Warnwesten versorgt. Alle Fotos: ls

800 gute Gründe seien es gewesen, die Ralf und Tanja Bohn hatten, gemeinsam mit der Stadt Alsfeld und dem Zweckverband Abfallwirtschaft (ZAV) diesen „Butzdaach“ ins Leben zu rufen, nur einer sei dabei gewesen, den Menschen vor dem Hintergrund steigender Energiekosten aktueller politischer Entwicklungen und natürlich des Klimawandels zu zeigen, wie viel Müll achtlos weggeworfen werde, was mit dem Müll geschehe – und wie er effektiv in Energie umgewandelt werden könne. Auch sollte die ohnehin schon schöne Stadt noch ein bisschen schöner werden, erklärte Bohn.

Paule: Handeln bedarf Zupacken

Dass das gemeinsam besser funktioniere, als allein, machte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule deutlich. „Alles Handeln bedarf des Zupackens und auch der zugrundeliegenden Idee“, sagte er weiter und dankte dem Ehepaar Bohn. Es sei eine wirklich gute Aktion im Rahmen des Stadtjubiläums. „Nur die Gemeinschaft macht uns miteinander stark und hilft uns dabei, uns selbst voranzubringen, sodass wir nicht nur eine saubere sondern auch eine zusammenhaltende Stadt haben“, sagte Paule.

Ein Teil des SV Altenburgs.

Das erkenne man an den Gesichtern, die an diesem Samstag vor ihm standen: Ob jung, alt, männlich oder weiblich – ein breites Bild zahlreicher Menschen der Stadt waren der Einladung zum „Butzdaach“ gefolgt. „Ich freue mich außerordentlich, dass diese Aktion eine so große Resonanz gefunden hat“, erklärte Bürgermeister Paule, ehe sich die fast 200 Teilnehmer – genauer gesagt waren es 191 Menschen – im ganzen Stadtgebiet zum Müllsammeln verteilten.

1.876 Kilogramm Müll gesammelt

Ausgestattet mit Handschuhen, Warnwesten, Mülltüten und Greifzangen ging es an 15 verschiedenen Stellen in der Stadt los – im Goethepark, in den Erlen, rund um die Schulen und Stadthalle, in der alten Liederbacher Straße, an der Hessenhalle, am Völsingstempel, am Bahnhof, im geplanten Industriegebiet am Homberg, am Promilleweg nach Eudorf und an vielen weiteren Stellen.

Der Lions-Club sammelt an der Hessenhalle.

So kümmerten sich eine Gruppe aus Lehrern und Schülern der Albert-Schweitzer-Schule beispielsweise um den Bereich rund um die Schulen in der Krebsbach, sowie um den Bereich der Stadthalle. Eine große Gruppe aus kleinen Helfern – insgesamt 24 Teilnehmer – kamen vom SV Altenburg, die rund um den Alsfelder Friedhof sammelten, der Lions-Club war für den Bereich rund um die Hessenhalle zuständig und das Unternehmen MRH Trowe sorgte in der Alten Liederbacher Straße für Ordnung. Insgesamt waren 13 größere Gruppen aus Vereinen, Unternehmen, Anwohnern und Schulen mit insgesamt 168 Teilnehmern angemeldet, 23 Einzelanmeldungen von Privatpersonen kamen vor Ort noch hinzu.

Wenig verwunderlich, dass bei so vielen Teilnehmern dann auch eine große Menge an Müll zusammenkam: Insgesamt sammelten sie 1.876 Kilogramm, der von B+T aufgerundet und in 2.000 Kilowattstunden Strom umgewandelt wird. Auch für die Teilnehmer gab es Preise – unter anderem für die größte Gruppe, die vom SV Altenburg gestellt wurde.

Das Team von MRH Trowe sammelte an der Alten Liederbach Straße…

… und das bekam das Team dort zu sehen.

Als Preis gab es ein Gutschein für ein Stadterlebnis, für den außergewöhnlichsten Fund, einen alten Kotflügel und Autoreifen, gab es eine Silber-Münze der VR Bank im Wert von 70 Euro für das Team des Altenburger Kindergartens und Gudrun Walter und Ulrich Kossmehl sammelte mit 50,5 Kilogramm pro Person die größte Menge an Müll. Dafür erhielten sie ebenfalls einen Gutschein für ein Stadterlebnis.

Alle Teilnehmer samt gesammelter Müllmenge im Überblick

Teilgenommen haben: Der Lauftreff Altenburg mit 15 Personen (208 Kilo), Schloss Romrod/Villa Raab mit sechs Personen (21 Kilo), Gut zu Fuß mit 14 Personen (109 Kilo), Kindergarten Altenburg mit 21 Personen (248 Kilo), Kompass Leben mit 18 Personen (51 Kilo), Alsfelder Stadtmission mit zwölf Personen (111 Kilo), Lions Club mit neun Personen (118 Kilo), SV Altenburg mit 24 Personen (157 Kilo), VR-Bank Hessenland mit 15 Personen (336 Kilo), ASC 96 mit vier Personen (87 Kilo), MRH Trowe mit sechs Personen (56Kilo), Albert-Schweitzer-Schule mit 18 Personen (55 Kilo), Goethes Erben mit sechs Personen (71 Kilo) und 23 Einzelanmeldungen wobei insgesamt 248 Kilo gesammelt wurden.

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Stadt plant Pfingstmarkt für dieses Jahr

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ALSFELD (ls). Nach zwei Jahren „pandemiebedingter“ Pause soll der Alsfelder Pfingstmarkt in diesem Jahr wieder stattfinden – ganz in real und fast so, wie gewohnt. Die Planungen sind soweit fortgeschritten, um das Volksfest rechtzeitig beginnen zu können.

Zwei Jahre in Folge konnte er nicht stattfinden, der Alsfelder Pfingstmarkt – oder jedenfalls nicht ganz so, wie man ihn normalerweise kennt. Statt geselligem Fassbieranstich, schnellen Karussellfahrten und dem spaßigen Volksfest-Treiben auf dem Festplatz, gab es ein digitales Platzkonzert der „show and brass band“ und einen digitalen Fassbieranstich.

In diesem Jahr, pünktlich zum Stadtjubiläum, soll das wieder möglich sein: „Wir beabsichtigen, gemeinsam mit Festwirt und Generalpächter den Pfingstmarkt durchzuführen“, bestätigt Bürgermeister Stephan Paule auf OL-Anfrage. Laufende Verträge mit Generalpächter und Festwirt hätte es schon vorher gegeben. Mittlerweile seien die Planungen so weit fortgeschritten, dass der Pfingstmarkt rechtzeitig beginnen könne.

„Ob und welche Einschränkungen es gibt wird sich an den jeweils aktuell geltenden Regelungen orientieren“, erklärte Paule. Wenn diese Regelungen einen Pfingstmarkt ermöglichen, gebe es aus Sicht der Stadt keinen Grund ihn nicht auszurichten. Lassen die Infektionszahlen und geltenden Coronaregeln es nicht zu, dann müsse je nach Pandemielage neu entschieden werden.

Näheres zu den Pfingstmarkt-Planungen und möglichen Highlights durch das Stadtjubiläum, wird auf der Pressekonferenz im Rathaus bekannt gegeben. Wann genau die stattfinden, ist noch nicht bekannt. „Hierzu wird frühzeitig eingeladen“, sagte Paule lediglich.

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„Jeder Tag zählt“

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ALSFELD (ls). Ein Klimastreik sollte es sein zu dem Klimaschützer am Freitag auf den Alsfelder Marktplatz geladen hatten. Im Mittelpunkt stand allerdings das geplante Industriegebiet „Am weißen Weg“. Der Streik stand unter dem Motto #PeopleNotProfit – und das IG wurde passend dazu zum lokalen Paradebeispiel.

Damit schloss sich die lokale „Fridays For Future“-Gruppe dem 10. globalen Klimastreik an, den es in mehreren hundert Orten in Deutschland und vielen Ländern weltweit an diesem Tag gab – und eben auch in Alsfeld. Unter dem Motto #PeopleNotProfit wurde auf dem Marktplatz für eine klimagerechte Politik protestiert, darunter nicht nur Teilnehmer von „Fridays for Future“ (FFF), sondern auch einige Privatpersonen, Schüler, Lokalpolitiker der Linken oder der ALA sowie Vertreter der Gruppen wie BUND, „Verkehrswende Vogelsberg“, das „Gäst_innenhaus Jakob“, „Acker bleibt! Alsfeld“ und „Alsfeld – Region mit Zukunft“.

Schon in der Veranstaltungsankündigung hatte FFF angekündigt, mit dem Streik Widerstand „gegen die Ausbeutung von Menschen und Natur“ zu zeigen – und das am aktuellen Beispiel: dem geplanten Industriegebiet „Am weißen Weg“. Die Politik solle sehen, dass man sich keinen „weiteren Quadratmeter Bodenversiegelung und keinen noch größeren Verkehrswahnsinn leisten“ könne. Auf dem Marktplatz in Alsfeld wurden diese Argumente nochmal durch erzählerische Dystopien der FFF-Teilnehmer bekräftigt.

Viele Teilnehmer waren auf den Alsfelder Marktplatz zum Klimastreik gekommen. Die Polizei meldete etwa 87 Teilnehmer, alles verlaufe sehr friedlich. Eigenen Zählungen der Organisatoren zufolge waren 120 Teilnehmer anwesend. Alle Fotos: ls

„Jetzt stehen wir im Jahr 2022. Wenn wir so weitermachen wie jetzt, dann wird das was ich vorgelesen habe vielleicht bald Realität. Jeder der hier steht tut etwas für ein besseres Klima und Naturschutz“, erklärte der junge Aktivist Max Nordmeier am Ende der erzählten Dystopie und forderte dazu auf, aktiv etwas gegen die falsche Politik zu tun. Wenn die Regierung aktiv beim Klimaschutz helfe, könne der Wandel gestoppt werden. „Aber es wird schon bald zu spät sein, zu handeln“, mahnte er. „Jeder Tag zählt.“

Die beiden jungen FFF-Aktivistinnen Melina Schmalz und Luisa Keil unterstützen das und mahnten in ihren Ansprachen, dass der CO2-Ausstoß im vergangenen Jahr so hoch gewesen sei, wie nie. „Atom-Energie wird jetzt als ‚grün‘ eingestuft“, sagte Schmalz. Handeln bedeute aber auch, vor der eigenen Haustür zu kehren. Flächenversiegelung, Luftverschmutzung, Lärmbelästigung und die geplante Zerstörung von Lebensraum müsse gestoppt werden, sagte sie mit Blick auf das Industriegebiet.

Max Nordmeier blickte auf ein dystopisches Leben in 50 Jahren.

Auch ein Blick in die Ukraine samt Schweigeminute durfte nicht fehlen. Schmalz sagte, dass viele Menschen gerade in diesem Augenblick grausame Dinge erleben, die die meisten sich wahrscheinlich nicht vorstellen könnten. „Kein Krieg auf der Welt ist zu rechtfertigen und deshalb möchten wir aus Solidarität und aus vollstem Respekt zu den Menschen in der Ukraine eine Schweigeminute machen.“

Dörr: „Ihr seid die Sterne der Region“

Nicole Dörr, Mitinitiatorin der Initiative „Alsfeld – Region mit Zukunft“, richtete ein paar Worte zum geplanten Industriegebiet an die Menschenmenge, nicht ohne nochmals auf die Geschehnisse des vorherigen Donnerstagabends einzugehen, wo eigentlich eine Bürgersprechstunde für die Eifaer hätte stattfinden sollen. Die gab es zwar, allerdings zunächst etwas anders als gedacht und nicht ohne Gegenprotest vor den Türen der Feuerwache.

Bürgerdialog zum Industriegebiet mündet in Chaos und Protest

„Schaut euch mal um“, forderte sie und spielte auf die Anzahl der Teilnehmer an. Während die Organisatoren des Klimastreiks eigenen Zählungen nach auf 120 Teilnehmer vor dem Rathaus kamen, sprach die Polizei auf Rückfrage von etwa 87 friedlichen Demonstranten. Dörr forderte Applaus für die Eifaer, denn gestern Abend seien sie von Ortsvorsteher Rainer Feldpusch zum Bürgerdialog eingeladen worden, doch „leider haben sich die Herrschaften auf einen viel zu kleinen Raum geeinigt mit 80 Sitzplätzen und wir sind 800 Menschen in Eifa“, sagte sie.

Man sei sehr enttäuscht vom Ortsbeirat, der sich nie zum Industriegebiet geäußert habe. Die Gemarkungsgrenze von Eifa würde direkt am Industriegebiet grenzen, die Folgen seien direkt spürbar. Schon jetzt würden Häuserwände einreißen durch die Lkw, die den Ort durchqueren, hinzu komme der Lärm durch den Schießstand und durch den lichten Wald, der durch Waldsterben des Klimawandels verursacht werde, werde der Lärm der Autobahn nicht aufgehalten.

Deshalb sei man am Donnerstagabend zum Bürgerdialog gegangen und die meisten von ihnen hätten draußen warten müssen. „Was wir dann gemacht haben ist, wir haben einen Kreis draußen gemacht mit über 150 Menschen und haben diskutiert welche Forderungen wir an die Stadt Alsfeld haben“, sagte sie. Darunter sei unter anderem die Forderung gewesen, dass die Gelder nicht weiter für das Industriegebiet ausgegeben werden, sondern für die Sanierung der Stadt und für kleinere und mittlere Unternehmen.

Nicole Dörr auf dem Marktplatz.

Sie fordern außerdem, dass bestehende Industrieflächen, die es bereits gibt, genutzt werden anstatt neue auszuweisen. „Wir möchten auch, dass an einem Kompromissvorschlag gearbeitet wird“, sagte Dörr. Der könne zwar Logistik nach Alsfeld holen, dafür werde allerdings kein neues Land verbraucht. Als sie vor ein paar Monaten mit der Bürgerbewegung angefangen habe, hätten viele Eifaer gesagt, dass man nichts verändern könne. „Glaubt ihr das auch, dass ihr nichts bewirken könnt?“, fragte sie in die Runde und hörte laute „Nein“-Rufe.

Daraufhin lud Dörr die Teilnehmer nach Eifa ein, denn da sie gestern nicht in die Bürgerversammlung rein kamen, laden sie nun zu einem „richtigen Bürgerdialog“ Bürgermeister Stephan Paule sowie seine „Mitstreiter und Fans“ nach Eifa ein.

„Jetzt schaut euch nochmal um, ihr seid die Sterne in dieser Region. Ihr seid diejenigen, die den Glaubenssatz ändern, den übrigens der Bürgermeister und das Stadtparlament teilweise teilen, dass ihr nichts ändern könnt. Ihr seid selbstbewusst, ihr habt Arsch in der Hose. Und das wünsche ich unserer ganzen Region“, sagte Dörr.

Schüler, Jugendliche, junge Erwachsene und ältere Erwachsene: Aus allen Altersschichten waren die Teilnehmer gekommen.

Forderung: Paule soll politische Kehrtwende in lokaler Politik einlegen

Unterstützt wurde sie außerdem von Organisator Tom Zeder, der auf dem Protest gegen den Lückenschluss der A49 bei Dannenrod bekannt ist. „Wir protestieren auch gegen die Umweltzerstörung weltweit. Überall gibt es die lokalen Beispiele und das beste lokale Beispiel ist das Industriegebiet ‚Am weißen Weg‘, größtenteils DHL. Da wollten wir eine ganze Verkehrs- und Logistikwende einleiten“, sagte Zeder. Zwischen Politik und allen Bürgern müsse Dialog entstehen, gleichzeitig fordert Zeder einen Bürgerentscheid und auch der Regionalplan Mittelhessen stellt er in Frage.

Dass ein Bürgerentscheid seiner Meinung nach nicht mehr umzusetzen ist, erklärte Paule bereits mit Blick auf die gleiche Forderung am Donnerstagabend. „Bei Bauleitplanungen sind Bürgerentscheide nach der HGO nur in Bezug auf den Aufstellungsbeschluss zulässig. Dieser ist schon 2018 erfolgt“, sagte Paule.

Industriegebiet: Gegner fordern Bürgerentscheid

Zeder warf Paule im Gespräch mit OL Lobbyismus vor – und auch den Ausschluss der Bevölkerung. „Ich denke, die Art der Transparenz, die dort vorgezeigt – oder vorgespielt – wird, ist keine wirkliche Transparenz, die zeigt, was auf die Menschen zukommen wird, wenn das Industriegebiet gebaut werden würde“, erläuterte er. Die Menschen, die einbezogen werden und denen Gewicht gegeben wird, seien lediglich Konzerne wie DHL und nicht die Menschen aus Alsfeld. Man hätte sich gewünscht, dass Paule am Donnerstagabend direkt auf sie zugegangen wäre, dass er sich den Problemen und unangenehmen Fragen stelle.

„Und eigentlich, dass er mit seiner ganzen Partei und allen Parteien eine Kehrtwende einlegt, was die lokale Politik betrifft“, sagte er. Paule soll den Klimawandel ernst nehmen und Logistikzentren nicht mehr als Zukunftsoption in Betracht ziehen.

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Zusammengehörig und doch individuell

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ALSFELD (ssb/ls). In zweierlei Hinsicht war die Modenschau der Maßschneider-Klassen an der Max-Eyth-Schule in diesem Jahr eine Premiere: Nicht nur weil die eigens kreierten Stücke erstmalig auf öffentlicher Bühne präsentiert wurden, sondern weil es für einige Schüler nach zwei Jahren Corona-Pause überhaupt die erste Modenschau war. Um so aufregender war dann die Show.

Inspiriert durch das Theaterstück „Der Club der toten Dichter“, was erst im vergangenen Jahr bei den Bad Hersfelder Festspielen aufgeführt wurde und wobei die Figuren trotz einheitlicher Schuluniform eine individuelle Persönlichkeit zeigten, entschieden sich die Maßschneider-Klassen eben genau dieses Thema in der diesjährigen Modenschau aufzunehmen – und dabei ihre Persönlichkeit anhand ihrer Stücke auszudrücken.

Zwischen den Vorführungen der Schuluniform-Stücke gab es von jedem Lehrjahr einen Zwischenlauf, wo die Lehrstücke präsentiert wurden. Hier: Das dritte Lehrjahr, was sich mit der Fertigung von Jacken, Mänteln und Kleidern beschäftigte. Alle Fotos: ssb

„Unterrichts-Stoff“ war das Thema, die gefertigten Stücke eine Schuluniform: In vier Gruppen wurden dabei die unterschiedlichsten Schuluniformen in den Fokus gerückt und einer Stilrichtung zugeordnet: Art déco, Hippie, Punk und HipHop – alle mit einem unverwechselbaren Charakter und einem hohen Wiedererkennungswert.

Genau das spiegelte sich in den einzelnen Stücken authentisch wider: Elegant und symmetrisch wurde es bei den Kreationen zu Art déco, wobei die Ornamentik ein Wechselbad der sinnlichen Eleganz einbrachte. Ergänzt wurden die Werke mit dunklen Stoffen in Dunkelblau, die durch Goldfäden, Stickereien und Perlen ergänzt und in Szene gesetzt wurden. Deutlich bunter ging es bei den Schuluniformen der Hippies zu, wo die typischen Blumenmuster nicht fehlen durften, die den Wunsch nach Frieden und Freiheit modisch zur Geltung brachten.

Im ersten Lehrjahr stand die Fertigung von kleinen Taschen, Röcken mit Futterverarbeitung und die Fertigung von Blusen im Vordergrund.

Dunkel, aber genauso unverkennbar ging es in der Gruppe der Punks zu, wo Nieten, Karos und Kunstleder dominierten. Bewusst gegen das stereotypische rot-schwarze Karo gab es hier ein Karo-Muster aus Grau, Blau und Magenta. Die für Schuluniformen typischen Karos gab es auch in der Gruppe der Hip-Hopper, wo man sich an den Stoffen der Firma „Dickies“ orientierte, die in den 2000er-Jahren für den Hip-Hop-Vibe sorgte.

In monatelanger Handarbeit hatten die Schülerinnen und Schüler an ihren Stücken gearbeitet, die an diesem Tag – wohlgemerkt: nach zweijähriger Modenschau-Pause durch die Pandemie – endlich präsentiert werden konnten. Mit Erfolg: Einander zugehörig und doch vollkommen individuell waren die Stücke allesamt – und aufregend die Show.

Viele weitere Eindrücke der Modenschau:

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Skatepark in den Erlen wird offiziell eröffnet

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ALSFELD (ls). Fertig ist er schon seit Herbst, jetzt wird der Skatepark in den Alsfelder Erlen nach einigen Corona-Verzögerungen auch endlich eröffnet, jedenfalls offiziell. Den ein oder anderen Skater hat man darauf nämlich schon vorher gesehen.

Erst im Oktober 2021 starteten die Arbeiten mit dem offiziellen Spatenstich auf der Wiese in den Alsfelder Erlen, doch schon da gab es leichte Verzögerungen, denn eigentlich war der Baubeginn schon gut einen Monat früher angepeilt – und sollte auch schon im November fertig sein. Durch die Corona-Pandemie gab es allerdings leichte Verzögerungen, sowohl im Bau selbst, als auch bei der Eröffnung.

Auch wenn der Skatepark nun schon seit Herbst fertig ist, steht jetzt die offizielle Eröffnung an: Am Donnerstagnachmittag soll der Skatepark eingeweiht und offiziell an die Alsfelder Jugend übergeben werden – wenn auch der ein oder andere Skater bereits das gute Wetter der vergangenen Wochen nutzte und die Anlage testete. Nun wird sie auch offiziell frei gegeben.

Spatenstich für Alsfelder Skatepark ist gesetzt

Auf die Jugendlichen wartet eine etwa 470 Quadratmeter große Skateanlage, die in den Boden eingelassen wurde. Vom Grund bis zur Oberkante ist die Streetfläche etwa 1,80 Meter tief. Auf den Nebenflächen wurden Sitzmöglichkeiten geschaffen. Knapp über 400.000 Euro hat der Skatepark gekostet, wobei etwa 50 Prozent davon gefördert wurden.

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Heinz: „Keiner muss Angst vor einer versteckten Wirtschaftsförderung haben“

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ALSFELD (ls). Schon im letzten Stadtparlament standen sie im Mittelpunkt der Diskussionen, in dieser Sitzung ging es erneut um Photovoltaik-Anlagen – dieses Mal allerdings auf Parkplätzen in der Stadt, nicht auf den Dächern. Doch das zog Diskussionen, Befürchtungen um eine „versteckte Wirtschaftsförderung“ und SPD-Enthaltungen nach sich.

In Alsfeld gibt es viele Parkplätze – und wenn es nach der Alsfelder Stadtpolitik geht, dann sollen genau diese Flächen künftig zur Erzeugung erneuerbarer Energie genutzt werden. Das nämlich sah ein Koalitions-Antrag vor, der den Magistrat beauftragt, dieses Vorhaben zu prüfen. „Vorstellbar ist zum Beispiel die Errichtung von nachführbaren Mastanlagen oder unterfahrbaren Solardächern“, heißt es in dem Antrag. Neben der Erzeugung von Strom würden so gleichzeitig Schattenplätze geschaffen und eine übermäßige Erwärmung des Asphaltbodens reduziert.

Zunächst soll, so sieht es der Antrag vor, geprüft werden, welche städtischen und privaten Flächen geeignet sind, welche Art der Anlagen jeweils sinnvoll seien, ob es Fördermöglichkeiten gibt, ob eine Netzanbindung möglich ist, ebenso wie die Möglichkeit der Speicherung und Einspeisung in bestehende und neue E-Ladesäulen. Auch die Möglichkeit des Eigenverbrauchs mittels Durchleitung beziehungsweise städtischer Stromleitung zu Verbrauchsstellen soll laut Antrag geprüft werden.

Ebenso die Errichtung und der Betrieb über einen möglichen neuen Betriebsteil „Energie und Wärme“ bei den Stadtwerken Alsfeld, der Stadt Alsfeld oder der Verpachtung der Fläche soll dabei geprüft und die Ergebnisse dem Ausschuss vorgestellt werden.

Dass der Antrag allerdings auch private Parkflächen vorsah, sorgte bereits im Ausschuss für gegensätzliche Meinungen: Während die SPD dagegen war und sich bei der Beschlussempfehlung mit zwei Stimmen enthielt, war die ALA dafür, denn mit Blick auf Neubauten sei das durchaus sinnvoll. So könne man im Vorhinein zur Auflage machen, Parkflächen verpflichtend mit PV-Anlagen zu überbauen.

„Es handelt sich hier erst einmal um einen Prüfantrag, wir beschließen keine endgültige Handlungsanweisung. Deshalb würden wir das Thema gerne ganzheitlich betrachten, nehmen wir die privaten Parkflächen raus, ist es nicht mehr ganzheitlich“, erläuterte CDU-Fraktionschef Alexander Heinz schon am Dienstagabend – und wiederholte seine Worte auch vor dem Stadtparlament.

Es gehe nicht darum, ein Förderprogramm aufzustellen, es gehe darum Interesse zu wecken, Anreize zu schaffen und darum, dass die Stadt mit einem guten Beispiel vorangehe, um private-gewerbliche Flächen zu animieren. Amazon in Bad Hersfeld mache es vor: Die Parkflächen seien überdacht mit PV-Anlagen, deren Strom direkt dort wieder genutzt werde.

Quehl: SPD will „versteckte Wirtschaftsförderung“ verhindern

Das Wort „privat“ solle genauer definiert werden, erklärte SPD-Fraktionschef Achim Quehl. „Sind damit auch private Parkflächen vor der Haustür gemeint? Dann kommen wir zu einem großen Rahmen und einer einheitlichen Geschichte“, meinte er. Die Sozialdemokraten würden dabei bleiben, dass sie „privat“ streichen wollen; einen Änderungsantrag hatten sie allerdings nicht mitgebracht, denn man wisse, dass dieser durch die Mehrheit der Koalition ohnehin abgelehnt werden würde. „Wir möchten verhindern, dass es hier zu einer indirekten Wirtschaftsförderung kommt“, erklärte Quehl. Bei der Ovag könne man eben diese Prüfung auch bekommen, sie koste 90 bis 130 Euro. Wer eine PV-Anlage auf dem Dach oder über dem Parkplatz haben wolle, der könne das Geld investieren.

„Durch den Krieg in der Ukraine und der Abhängigkeit der russischen Gaslieferungen ist und allen klar geworden, dass wir zur elektrischen Energieversorgung kommen müssen“, führte ALA-Stadtverordneter Konrad Rüssel aus und machte wie schon im Ausschuss deutlich, dass die Fraktion kein Problem damit habe, dass auch private-gewerbliche Parkflächen geprüft werden – ganz im Gegenteil: Man brauche sie sogar. Schon jetzt habe die Stadt einen jährlichen Verbrauch von 70.000 Megawattstunden (MWh), künftig müsse der Verbrauch wohl auf etwa 100.000 bis 140.000 MWh gesteigert werden.

Gehe man vom günstigsten Fall – also den 100.000 MWh aus – dann dürfe man nicht vergessen, dass nur die Hälfte davon aus regenerativen Energien erzeugt wird. 50.000 MWh müssten also künftig noch zusätzlich erzeugt werden. Das Parkdeck am Schnepfenhain biete eine Fläche von 500 Quadratmetern, der Parkplatz in der Marburger Straße 1.500 Quadratmeter, der in der Schellengasse 3.000 und der am Schwimmbad 5.000 Quadratmeter.

„Zusammen sind das 10.000 Quadratmeter Fläche, die uns bei unserer Breitenlage etwa 1.000 Kwp und 800 MWh Strom im Jahr bringt“, rechnete Rüssel exemplarisch vor. Vergleiche man das mit dem erforderlichen Zubau sei das eine Größenordnung von 1,2 Prozent, die die Flächen zutragen würden, was wiederum heiße: Man brauche dringend Flächen für die Erzeugung der Energie.

„Das ist kein Grund das abzulehnen, es soll nur zeigen: Es ist noch viel zu tun und das hier ist nur ein kleiner, sehr kleiner Schritt“, führte Rüssel aus. UWA-Stadtverordneter Achim Spychalski-Merle stellte es deutlicher heraus: Die Ausführungen Rüssels seien ein Grund, warum auch die privaten-gewerblichen Flächen mit in den Prüfantrag einbezogen werden sollen, immerhin sei es nur eine Prüfung und von Förderprogrammen stehe nichts im Antragstext. „Deshalb verstehe ich die Weigerung der SPD nicht“, sagte Spychalski-Merle.

Auch die SPD wolle viele Flächen mit PV-Anlagen, aber nicht in dieser „Art und Weise, nicht mit einer versteckten Wirtschaftsförderung“, verdeutlichte Quehl nochmals. „Wir brauchen Flächen, und zwar jede menge Flächen, und dazu gehört, das werden wir ja hoffentlich bald sehen, dass die Solarpflicht ohnehin zur Pflicht wird“, bekräftigte ALA-Chef Michael Riese. Da müssten auch Flächen von neuen Firmenansiedlungen im IG Weißer Weg thematisiert werden, aber auch die Frage, ob die Stadtwerke möglicherweise als Energieversorger auftrete, müsse künftig forciert werden.

Alexander Heinz bestätigte abschließend nochmal, dass hier ein Prozess moderiert werden soll, um auch private-gewerbliche Flächen dafür zu gewinnen. „Keiner muss Angst vor einer ‚versteckten Wirtschaftsförderung‘ haben. Hier geht es darum, erneuerbare Energien in Alsfeld aufzubauen“, sagte er. Mit sieben Enthaltungen der SPD wurde der Koalitions-Antrag einstimmig angenommen.

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Diskussion um mehrere E-Ladestationen

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ALSFELD (ls). Im Industriegebiet Dirsröder Feld sollen E-Ladestationen gebaut werden, die entsprechende Gewerbefläche wurde von der Stadt an das Unternehmen Ionity verkauft. Nicht alle Stadtverordneten waren davon begeistert, die ALA stimmte gegen den Verkauf. Das Vorhaben wirke positiv und fortschrittlich, die Firmenpolitik Ionitys sei das genaue Gegenteil.

„Die ALA sucht selbst bei E-Ladesäulen einen Grund, warum sie es ablehnt“, entgegnete Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule im Finanzausschuss am Dienstagabend auf die bereits dort angebrachte Kritik durch ALA-Chef Michael Riese zur Firmenpolitik des Unternehmens, an das die Gewerbefläche im Dirsröder Feld nach dem mehrheitlichen Beschluss der Stadtpolitik am Donnerstag verkauft werden soll.

„Wir suchen nicht, sondern finden vor“, wiederholte Riese vor dem Stadtparlamente seine Worte von Dienstag – und bekräftigte auch dort nochmal seine Bedenken an der Firmenpolitik von Ionity. Mehrere Ladesäulen plant das Unternehmen in dem Alsfelder Gewerbegebiet an der A5 und verfolgt dabei weiterhin das erklärte Firmenziel, ein „High Power Charging Netzwerk“ entlang Autobahnen in 24 europäischen Ländern auszubauen. 410 Ladeparks hat das Unternehmen mittlerweile in Betrieb, 1.665 HPC-Ladesäulen angeschlossen und 27 Ladeparks sind im Aufbau.

Zu Ionity sei zu sagen, dass es einer der großen Konsortien sei, die entlang der Autobahnen flächendeckend Ultraschnellladeeinrichtungen bauen wollen. „Das klingt ja positiv und fortschrittlich, aber die Firmenpolitik ist das genaue Gegenteil“, erklärte Riese mit Blick auf mehrere Presseberichte, in denen kritisiert wurde, dass Ionity nicht für alle Kunden Ladesäulen bauen wolle, sondern eben nur für Geschäftskunden. Für diese Kunden gebe es den Strom dann für attraktive 35 Cent pro KWh, zusätzliche zu der monatlichen Grundgebühr. Sei man kein Mitglied, zahle man das Doppelte – 79 Cent pro KWh, so jedenfalls steht es online auf der Website des Unternehmens.

„Das ist kein Zufall, das ist gewählte Geschäftspolitik. Vor diesem Hintergrund meinen wir, dass es im Zuge der Entwicklung auch andere Unternehmen gibt, die sicherlich bereit sind, Ladesäulen zu vernünftigen Preisen zu errichten“, sagte Riese. Diese Geschäftspolitik wolle man als ALA nicht unterstützen.

Es sei richtig, dass Ionity ein Konsortium aus verschiedenen Autofirmen habe, für dessen Kunden sie Strom zu attraktiven Preisen anbieten, wenn zusätzlich eine Grundgebühr gezahlt werde, erklärte CDU-Fraktionschef Alexander Heinz. Für Nicht-Kunden sei der Preis entsprechend höher. „Die Ovag macht das an den Ladesäulen genauso: Ist man Ovag-Kunde, ist der Strom billig, ist man kein Ovag-Kunde, ist er teurer“, sagte Heinz. Mit Ionity komme ein weiteres Unternehmen auf den Markt nach Alsfeld, aus dem die Kunden wählen könnten. Das mache den Reiz der Marktwirtschaft aus, dass die Kunden tanken können, wo sie möchten und selbst wählen. „Ionity ist ein weiterer Baustein in der Elektromobilität von Alsfeld“, sagte Heinz.

Bürgermeister Paule gab am Dienstag schon einen kurzen Überblick und stellte in Aussicht, dass Tesla wohl Ladesäulen an der Raststätte Pfefferhöhe bauen wolle, hinzu würden die von Ionity im Dirsröder Feld kommen. Auch im Stadtgebiet gebe es an unterschiedlichen Stellen ebenfalls eine breite Angebotspalette.

„Natürlich können sie den Preis machen wie sie wollen. Die Frage ist nur, ob man das Gelände dazu zur Verfügung stellen sollte“, sagte Riese. Die Alsfelder Stadtpolitik tat das: Mehrheitlich wurde der Antrag angenommen, unter vier Gegenstimmen der ALA.

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Lebenswertes Alsfeld durch angemessene Geschwindigkeiten

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ALSFELD (ls). Der Wille zur Veränderung zeigte sich schon in der letzten Sitzung, dieses Mal wurde er einstimmig bekräftigt: Auf Antrag der ALA-Fraktion im Stadtparlament beteiligt sich die Stadt an der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“.

Aus der ganzen Stadt eine Tempo-30-Zone zu machen? Das ist verkehrsrechtlich gar nicht so einfach, denn den Städten und Kommunen fehlen hier Kompetenz-Bereiche, um das durchzusetzen – selbst wenn der Wille da ist. Dass das nicht so einfach ist, machte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule schon in der letzten Ausschuss-Sitzung deutlich und erklärte außerdem, dass die Ampel-Koalition im Bund „Flexibilisierungen“ angekündigt hat; wie die zu verstehen und auszulegen sind, stehe noch nicht fest.

Dennoch zeigte die Alsfelder Stadtpolitik mit dem Beschluss des Prüfauftrags bereits den Willen hin zu Tempo 30 und bekräftigte diesen nun mit dem einstimmigen Beschluss, sich an der Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ zu beteiligen.

Im Juli 2021 wurde diese Initiative von den Städten Freiburg, Leipzig, Aachen, Augsburg, Hannover, Münster und Ulm ins Leben gerufen. Seitdem haben mehr als 60 weitere Städte und Gemeinden ihren Beitritt erklärt – und nun auch Alsfeld.

Stadtverordnete fordern weniger Schilder und stellenweise Tempo 30

„Ich freue mich über die absehbare, große Zustimmung zu dem Antrag“, erklärte ALA-Stadtverordnete Kerstin Dietrich am Donnerstagabend. Die Teilnahme an der Initiative sei eine kommunale Bekenntnis zur Notwendigkeit der Verkehrs- und Mobilitätswende in Deutschland, wodurch nicht nur Geschwindigkeit gemindert und Gefahren gebannt, sondern auch Verkehrsräume für Fußgänger und auch Radfahrer ein Stück zurückgewonnen würden. Gleichzeitig werde der Schilderwald ein Stück gelichtet, so wie es auch der Koalitions-Antrag in der vergangenen Sitzung vorsah.

Im Grunde zielt die Initiative darauf ab, dass der Bund die innerorts zulässigen Höchstgeschwindigkeiten im Straßenverkehrsrecht neu regelt, sodass Städte und Gemeinden die Möglichkeit haben überall dort Tempo 30 anzuordnen, wo sie es für sinnvoll erachten – und wo es aus umwelt-, verkehrs- und städtebaubezogener Sicht angemessen ist. Vor allem aber steht die damit einhergehende Geschwindigkeitsreduzierung, insbesondere auf den Hauptverkehrsstraßen, im Fokus, wo der Verkehr mit Lärm, Geschwindigkeit, Gefahren und Schadstoffbelastung die meisten negativen Auswirkungen hat.

Das Positionspapier dazu finden Sie hier.

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Wochenmarkt bereits am Donnerstag

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ALSFELD (ol). Aufgrund des Feiertages am Freitag wird der Wochenmarkt in dieser Woche bereits am Donnerstag, 14. April, stattfinden.

Ab 8 Uhr bieten die Händler auf dem Marktplatz ihre Waren wie Wurst, Gemüse, Obst oder auch Feinkostspezialitäten an. Der Markt am Donnerstag ist von 8 bis 13 Uhr geöffnet, am Nachmittag ab 16 Uhr wird dort dann der erste Feierabendmarkt des Jahres stattfinden, teilt die Stadt Alsfeld in ihrer Pressemeldung mit.

 

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Alsfelds schönster Blumenschmuck gesucht

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ALSFELD (ol). Auch in diesem Jahr suchen die Stadt Alsfeld und der Obst- und Gartenbauverein den schönsten Blumenschmuck in Alsfeld. Nicht nur Bürgerinnen und Bürger sind dazu aufgerufen am Blumenschmuckwettbewerb teilzunehmen, sondern auch Firmen, Vereine, Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen.

Auch in diesem Jahr wird laut Pressemitteilung der Stadtverwaltung Alsfelds schönster Blumenschmuck gesucht. Mit ihrer Farbenpracht verschönern Blumen und Grünpflanzen das gesamte Stadtbild. Das gilt für einen mit sommerlichen Pflanzen gestalteten Balkon oder einen liebevoll gepflegten Vorgarten oder aber auch an Haustür und an den Fenstern.

Mitmachen können neben Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Alsfeld auch Firmen, Vereine, Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen. Wie in jedem Jahr ist die Bedingung, dass der Blumenschmuck von der Straße aus einsehbar ist. Der Schwerpunkt liegt bei den Blumenkästen, Blumenschalen, Kübeln und Töpfen an Fenstern, auf dem Balkon, vor der Haustür und in Vorgärten. Besonderer Wert werde auf die Gestaltung beziehungsweise die Kombination von Pflanzen gelegt.

Eine Jury, die aus Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins Alsfeld und des städtischen Baubetriebshofs besteht, wird den Blumenschmuck im Juli 2022 bewerten. Diejenigen,  deren Blumenschmuck von der Jury mit „besonders schön“ bewertet wurde, werden zu einer Preisverleihung im September ins Alsfelder Rathaus eingeladen.

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Fahrradständer und Aufladeboxen aufgestellt

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ALSFELD (ls). Lange haben die Alsfelder darauf gewartet, jetzt sind die ersten Teile des neuen Stadtmobiliars in der Innenstadt aufgestellt und laden zum Verweilen ein – eines davon ist ein besonderes Highlight.

Anfang des Jahres kündigte es Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule in einem vorausschauenden Blick auf das Jahr schon an: das bestellte Stadtmobiliar für die Innenstadt – oder genauer: für den Marktplatz – sollte noch in diesem Jahr aufgestellt werden. Gesagt, getan – jedenfalls zum Teil.

Neben einer neuen Bank vor dem Weinhaus finden die Marktplatz-Besucher seitlich vom Rathaus, direkt vor dem Kirchturm der Walpurgiskirche, neue Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Fünf Fahrradständer sind es, die dort montiert wurden, zusammen mit einer Ladestation für E-Bikes, die an einen Spind erinnert.

Foto: ls

Acht Fächer gibt es dort, in denen Steckdosen sind, um die Akkus der E-Bikes zu laden. Das Fach lässt sich natürlich gegen Pfand abschließen, sodass dem gemütlichen Bummel durch die Alsfelder Altstadt nichts mehr im Wege steht.

Im vergangenen Jahr sorgten die fehlenden Sitzgelegenheiten immer weder für Kritik. Die, so erklärte es die Stadt Ende Juli 2021, hätten durch die Corona-Pandemie Lieferschwierigkeiten und hätten durch die Abstimmungen des gesamten Stadtmobiliars mit dem Denkmalschutz nicht vorzeitig bestellt werden können.

Foto: ls

Auskünfte, wie viele Bänke und Fahrradstände insgesamt aufgestellt werden sollen, hielt man damals noch zurück – und noch immer steht nicht ganz fest, wie viele Sitzmöglichkeiten geschaffen werden sollen. Zusätzlich zu der Bank am Weinhaus gibt es noch eine am Restaurant Pranger und noch den mobilen Pflanzkübel, der nicht nur das erste Grün auf dem Marktplatz war, sondern zeitlich auch noch Sitzgelegenheiten bietet und der durch zwei örtliche Unternehmen gespendet wurde.

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Kamax: Keine Gespräche mit Amazon über Firmengelände in Alsfeld

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ALSFELD (jal). Die Schließung des Alsfelder Werks des Schraubenherstellers Alsfeld ist schon länger beschlossene Sache, nun rückt der endgültige Schritt jedoch immer näher. Auf Nachfrage teilt das Unternehmen nun mit: Was aus dem Firmengelände werden soll, sei noch offen. Verhandlungen mit Amazon gebe es aber keine.

Konkret heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens, dass die Schließung des Werks „planmäßig in diesem Sommer“ vollzogen werden soll. Die Produktion sei bereits deutlich reduziert, die letzten Maschinen sollen etwa Mitte des Jahres aus Alsfeld abgezogen werden.

„Mit allen Beschäftigten sind Regelungen getroffen, wie die Übernahme in die Transfergesellschaft oder auch Vorruhestandslösungen. Glücklicherweise war es uns möglich, mehr Mitarbeitern*innen Weiterbeschäftigung bei Kamax anzubieten als zunächst geplant. Für dieses Angebot haben sich 34 Beschäftigte entschieden und werden zukünftig im Hauptwerk in Homberg (Ohm) ihrer Tätigkeit nachgehen“, teilt das Unternehmen auf eine entsprechende Nachfrage mit.

Bleibt die Frage, was aus dem Gelände der Kamax wird, wenn die Firma im Sommer tatsächlich Alsfeld verlassen hat. Die Pressestelle sagt dazu, es solle eine „aktive Kommunikation“ geben, wenn dazu eine Entscheidung getroffen ist.

In jüngster Vergangenheit war in Alsfeld die Überlegung zu hören, der Versandriese Amazon, den Alsfeld zugunsten von DHL Express im Industriegebiet Weißer Weg verschmäht hat, könnte sich ja vielleicht für das Areal interessieren. Kamax-Pressesprecherin Julia Sturmfels sagt dazu: „An dieser Stelle kann ich ganz deutlich sagen, dass es keine Gespräche mit Amazon gibt!“

Bürgermeister Stephan Paule sagt zur Frage, was aus Sicht der Stadt mit dem Gelände passieren solle: „Die Stadt sucht eine enge Abstimmung mit der Firme Kamax, um zu klären, welche Nutzungskonzepte der Eigentümer hat oder anstrebt. Wie immer gilt Schaffung von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung in der Region das städtische Hauptaugenmerk.“

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Was am Tag der Befreiung in Alsfeld geschah

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ALSFELD (ls). In vielen europäischen Ländern wird der 8. Mai als Tag der Befreiung gefeiert. An diesem Tag im Jahr 1945 erklärte die Wehrmacht ihre bedingungslose Kapitulation, wodurch der Zweite Weltkrieg in Europa endete, während andernorts noch gekämpft wurde. Was geschah am 8. Mai 1945 in Alsfeld? Auf Spurensuche im Stadtarchiv.

Der Tag der Befreiung: In vielen europäischen Ländern wird eben dieser Tag als ein Feiertag gefeiert, nicht in Deutschland – obwohl Deutschland ganz wesentlich eben genau daran beteiligt war. Es war der Tag vor mittlerweile 77 Jahren, als die Wehrmacht ihre bedingungslose Kapitulation bekannt gab und der Krieg in Europa endete. Der Tag markiert das Ende des Faschismus, das Ende des Nazi-Regims.

Und wer sich jetzt vorstellt, dass an diesem Tag die ersten amerikanischen Panzer über den historischen Marktplatz rollten und die Alsfelder jubelnd die GIs begrüßten, der kann Recht haben – muss es aber auch nicht. Zur Wahrheit gehört, und das zeigt ein Besuch im Stadtarchiv, so richtig weiß man nicht, was exakt an diesem Tag geschah.

Zeitungen gab es nicht, die archiviert wurden und ohnehin wurde der Tag der Befreiung erst Jahre später durch den damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in 1985 erstmalig wirklich als solcher genannt. „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“, sagte er und markierte damit einen Wendepunkt innerhalb der deutschen Erinnerungspolitik.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Amerikaner aber schon längst in Alsfeld angekommen. Schon am 30. März 1945 stürmten amerikanische Truppen durch Alsfeld, brachten stellenweise auch Tod und Vernichtung des Zweiten Weltkriegs mit – und beendeten das Dritte Reich in der Stadt – nicht ohne auf Widerstand zu stoßen.

Zusammengefasst hat das OL-Gründer Axel Pries bereits, der sich auf die Aufzeichnungen vom in 2000 verstorbenen Lokalhistoriker Herbert Jäkel bezog, der dazu seinerzeit mit Zeitzeugen sprach.

Shermans, Kampf und dann das Kriegsende

 

Die Stadt war demnach auf eine Schlacht vorbereitet. Weder Bürgermeister Völsing noch eine Delegation Alsfelder Einwohner bei einem Bittgang hatten erreichen können, dass Alsfeld von der Wehrmacht aufgegeben wird. Stattdessen stellte man zwei Geschütze am Schlachthaus und am Burgmauerweg auf. In der Schellengasse stapelten sich Panzerfäuste, in der Marburger und Grünberger Straße wurden Bäume gefällt, die die Fahrbahn blockierten. Den Volkssturm schickte man nach Hause, aber eine schwer bewaffnete Wehrmachtseinheit von 120 Mann war bereit, Alsfeld zu verteidigen. Die Vertreter der Partei waren bereits geflüchtet, ebenso wie die Abteilung der Gestapo (Geheime Staatspolizei) aus Frankfurt, die sich zwischenzeitlich im Hochheitshaus niedergelassen hatte.

Die Wehrmachtseinheit lieferte sich mit den US-Soldaten eine wilde Schlacht, als die am 30. März gegen 8.30 Uhr mit Panzern über die Marburger und die Grünberger Straße in Richtung Altstadt anrollten  – vorsichtig und langsam – derweil die Bevölkerung in den Kellern ausharrte. Die deutschen Kanonen schossen in Richtung Autobahn, wo ebenfalls US-Panzer bereit standen. Zeugen berichteten später von einem US-Panzer auf den Gleisen des Bahnhofs, der wild um sich schoss. Dort blieb ein toter GI liegen – tagelang, bis er endlich abgeholt wurde. Die Tanks fuhren links und rechts die Marburger Straße hinunter.

Und beinahe wäre Alsfeld, „a little and nice town“, wie Amerikaner selbst feststellten, sogar vollends Opfer des Krieges geworden. Wie US-Offiziere später erklärten, hatten sie am frühen Morgen wegen des zu erwartenden Widerstandes eigentlich Bomber angefordert, die Alsfeld einäschern sollten, ehe die Truppen in den Ort marschieren. Aber – Glück für die Einwohner – die Anforderung versickerte offenbar in der Bürokratie. Die Bomber kamen nicht, und Alsfeld behielt seine Altstadt.

Jäkel war es auch, der zum 50. Jubiläum in 1995 in einem Leserbrief seine eigenen Erfahrungen zum Tag der Befreiung erzählte, der in der Oberhessischen Zeitung in der Samstagsausgsbe am 6. Mai veröffentlicht wurde – passend zu einem Zeitzeugenbericht von Wolfgang Schhnägelberger, der den Tag ebenfalls in Kriegsgefangenschaft erlebte, allerdings in russischer.

Jäkel jedenfalls schrieb, dass er selbst den 8. Mai in amerikanischer Gefangenschaft erlebte mit 80.000 Kameraden auf dem „freien Feld, blankem Erdboden, ohne Dach überm Kopf, Wind und Wetter ausgesetzt, mit ungenügender Kleidung und Ernährung, verdreckt, verlaust, ausgelaugt, ohne Hoffnung“.

Er wolle dass weder Nationalsozialismus und Militarismus verherrlicht noch die Kriegsgreuel und Völkermorde ignoriert werden. „Als Historiker und Lehrer habe ich immer die Meinung vertreten, dass jede Generation aus der Geschichte lernen sollte. Angesichts der vielen grausamen Kriege auf dieser Welt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bleiben aber erhebliche Zweifel.“

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Dokumentarfilm über A49-Protest und Autobahnbau auf der Kinoleinwand

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ALSFELD (ol). Der Bau der A49 und der Protest von Umwelt- und Klimaaktivisten im besetzten Wald haben für viele Diskussionen und kontroverse Meinungen in der Region gesorgt. Wie der Bau einer Autobahn die Gesellschaft spaltet wird im Dokumentarfilm „Die Autobahn – Kampf um die A49“ von Frank Marten Pfeiffer und Klaus Stern gezeigt. Am 15. Mai läuft der Film um 13 Uhr im Alsfelder Kino – unter Anwesenheit von Klaus Stern selbst.

Die Autobahn frisst sich durch die Landschaft. Der Wald – besetzt von Aktivisten. Polizisten müssen den Weg frei machen für die Maschinen. Anwohner freuen sich auf freie Fahrt. Politiker setzen Entscheidungen um – gegen ihr Gewissen.

Wie der Bau einer Autobahn die Gesellschaft spaltet wird im Dokumentarfilm „Die Autobahn – Kampf um die A49“ von Frank Marten Pfeiffer und Klaus Stern gezeigt. Am kommenden Sonntag, den 15. Mai um 13 Uhr, flimmert der Dokumentarfilm auch über die Leinwand im Alsfelder Kinocenter.

Darum geht es im Film

Und darum geht es in dem Film: Die Autobahn A49 wird neu gebaut. Und das mitten in der Klimakrise. Die Trasse führt durch jahrhundertealte Wälder, vorbei an verschlafenen Dörfern. Über 600 Aktivisten haben in Dannenrod in Mittelhessen 7 „Barrios“ mit bis zu 100 Baumhäusern in schwindelerregender Höhe gebaut. Die Räumung durch Spezialeinsatzkräfte der Polizei steht unmittelbar bevor.

Foto: Die Autobahn – Der Film

In Planung ist die A49 schon seit über 50 Jahren. Klagen, Kammmolche und schlicht fehlendes Geld des Bundes verhinderten über Jahrzehnte den Weiterbau der bei Kassel begonnenen Autobahn. Besonders entschiedene Gegner des Autobahn-Neubaus waren die Grünen in Hessen. Sozusagen die DNA ihres Daseins war der Protest dagegen. Und nun muss ausgerechnet der grüne Verkehrsminister, nämlich Tarek Al-Wazir, diesen Autobahnbau mit seiner schwarz-grünen Landesregierung politisch durchsetzen.

Im Dorf Wiera, 16 Luftkilometer vom besetzten Wald in Dannenrod entfernt, wird schon gerodet. Jeder 25. dort gefällte Baum gehört dem Produzenten Klaus Stern. Die Autobahn wird demnächst nur 700 Meter an dem Bauernhof seiner Eltern vorbei führen. Stern und Frank Pfeiffer begleiten Befürworter der Autobahn, langjährige entschiedene Gegner und Besetzer, adlige Waldbesitzer, Polizisten und Minister während des Rodungs- und Bauprozesses.

Los geht es am 15. Mai um 13 Uhr im Kinocenter in Alsfeld. Der Produzent und Dokumentarfilmer Klaus Stern wird ebenfalls anwesend sein.

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Zufriedene Stadt, zufriedene Alsfelder und ein gelungener Auftakt

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ALSFELD (ls). Gut zwei Jahre ist er mittlerweile alt, der Alsfelder Feierabendmarkt, und noch immer erfreut er sich großer Beliebtheit. Seit gut einem Monat ist der Markt aus der Winterpause zurück. Das bisherige Zwischenfazit: zufrieden sind alle – Stadt, Standbetreiber und die Alsfelder selbst.

Vor gut einem Monat kehrte der Alsfelder Feierabendmarkt aus der Winterpause zurück auf den Marktplatz und brachte dazu nicht nur Musik, Geselligkeit und Feierabend-Laune, sondern gleichzeitig viele regionale Produkte mit.

Ob Brot, Fleisch, Wurst oder Käse – selbstredend alles in Bio-Qualität – oder Eier, Nudeln, Honig aus regionalen Imkereien oder Fruchtaufstriche, Bio-Burger, Crêpes und saisonales Obst und Gemüse: Um den Feierabend bei einem guten Glas Wein oder einem frischgezapften Bier zu genießen, zu entschleunigen und einzukaufen, ist mit den über zehn wöchentlichen Händlern für jeden etwas dabei – nicht zu vergessen das abwechslungsreiche Angebot, durch wechselnde Händler.

Vor der Kulisse des historischen Marktplatzes erfreut sich der Feierabendmarkt seit dem vergangenen Jahr großer Beliebtheit. Foto: akr

Längst schon ist der Feierabendmarkt somit zu einem regelmäßigen Treffpunkt für viele Stammgäste geworden, erklärt Wirtschaftsförderer Uwe Eifert auf Anfrage von OL. Die Gäste würden dabei nicht nur aus Alsfeld kommen, sondern auch aus anderen Vogelsberger Städten und Gemeinden und auch Touristen würden nach den Stadtführungen oftmals auf dem Markt anhalten, um „die angenehme Stimmung zu erleben, ein oder andere regionale Produkt zu kaufen“ – oder aber um die Live-Musik zu genießen. Alles in allem sei die Stadt sehr zufrieden.

Das gelte auch für die Standbetreiber, von denen viele bereits Stammkunden gewinnen konnten. „Von einigen bekamen wir bereits die Rückmeldung, dass es ihr Lieblingsmarkt aufgrund der tollen Atmosphäre mit dem Wasserspiel, der Fachwerkszene und der guten Stimmung auf dem Feierabendmarkt sei“, erklärte Eifert. Vermehrt bekomme man auch Anfragen von neuen Händlern, die durch die bestehenden Händler von der guten Atmosphäre auf dem Feierabendmarkt gehört hätten.

Ein immer wechselndes Angebot an Produkten wartet auf die Besucher – wobei einige Stammhändler jede Woche auf die Besucher warten. Foto: akr

Besondere Jubiläums-Aktionen auf dem Feierabendmarkt sind in den Mai-Wochen übrigens durch die bereits vielen angesetzten Jubiläums-Events nicht geplant – dafür allerdings im Juni, wie Eifert informiert. Drei Feierabendmärkte seien in dem Monat geplant, die anlässlich des Stadtjubiläums größer ausfallen sollen.

„Es wird drei unterschiedliche Motto-Markttage geben, wobei durch das Händler- und Musikangebot sowie der Optik direkt ersichtlich wird, dass es sich hierbei um keinen gewöhnlichen Markttag des Feierabendmarktes handelt“, gibt Eifert einen Ausblick, ohne vorab zu viel zu verraten. Bis es so weit ist, kann man den Feierabendmarkt trotzdem jeden Donnerstagabend auf dem Alsfelder Marktplatz genießen. Geöffnet hat er immer von 16 bis 20 Uhr.

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