
ALSFELD (akr). Vergangene Woche Donnerstag durften die Einzelhändler in Alsfeld mit einer Schnelltest-Strategie wieder öffnen. Das Experiment „Modellprojekt“, das nun seit gut einer Woche läuft, droht jedoch abzubrechen. Wie soll es weiter gehen? Für Bürgermeister Stephan Paule steht fest: Er würde das Projekt auch nach einer möglichen Unterbrechung fortführen, sofern es die Inzidenz wieder zulässt.
Seit fast einer Woche läuft in Alsfeld bereits das Modellprojekt, 38 Einzelhändler durften seitdem ihre Türen wieder für ihre Kunden öffnen. Doch so wie es momentan aussieht, wird das Projekt am Freitag unterbrochen, denn die Inzidenz liegt an diesem Mittwoch über 200 und auch am Donnerstag wird die Inzidenz diesen Grenzwert noch weiter überschreiten, wie Bürgermeister Stephan Paule in einer Pressekonferenz bekannt gab.
„Voraussichtlich am Donnerstagnachmittag werden wir dann die Zahlen für Freitag vorliegen haben“, erklärte der Rathauschef. Sollte die Inzidenz dann weiterhin über dem Grenzwert von 200 liegen, würde man noch am Donnerstag die Einzelhändler informieren, dass das Projekt abgebrochen wird. Das heißt: Bereits am Freitag müssten die Geschäfte wieder schließen. Ob sie dann wieder öffnen dürfen, wenn die Inzidenz an drei Tagen infolge wieder unter die 200er Marke sinkt, sei bislang noch unklar, das würden Stadt und Landesregierung am Freitag entscheiden.
Für Paule steht jedenfalls fest, dass er das Projekt der Modellstadt dann gerne weiterführen würde. Sollte das möglich sein, werde die Stadt das auch tun – zunächst aber wieder nur für den Einzelhandel. Dort wolle die Stadt dann erst einmal anknüpfen, danach könne gegebenenfalls die Gastronomie folgen. Ein Konzept für die Gastronomie gibt es laut Paule bereits, dieses Konzept liege auch dem Gesundheitsamt vor.
Auch wenn Projekt nicht abgebrochen wird: Gastronomie bleibt geschlossen
Der Rathauschef betonte aber auch, dass wenn das Projekt am Freitag nicht abgebrochen werden würde, die Gastronomie aber dennoch nicht am kommenden Wochenende öffne – das wäre aufgrund der hohen Infektionszahlen nämlich eine „Verkehrung des Konzeptes ‚Sicherheit geht vor Schnelligkeit'“, was sich die Stadt selbst auferlegt hat. Ob das Projekt bei einer Wiederaufnahme dann auch wirklich bis zum 1. Mai laufen darf, hänge natürlich auch noch davon ab, wie sich die Gesetzeslage ändert, denn die Bundeskabinett hat am Dienstag eine einheitliche „Notbremse“ beschlossen, bei der viele Geschäfte ab einer Inzidenz von über 100 wieder schließen müssten. Inwiefern diese Notbremse dann für Modellprojekte eine Rolle spielt, das konnte Paule noch nicht beantworten.
Wirtschaftsförderer Uwe Eifert fände es ebenfalls schade, wenn das Projekt abgebrochen wird, da er befürchtet, dass dadurch die Testbereitschaft abnehmen würde. „Wir wollen eine Teststadt sein“, erklärte Eifert, und so eben einen Teil zur Bekämpfung der Pandemie beitragen. Das sei auch eine der zwei Zielsetzungen der Stadt: Zum einen wolle sie durch das Projekt eine sichere Öffnung des Handels und zum anderen solle dadurch auch die Motivation für Testungen erhöht werden, um das „Dunkelfeld zu erhellen“, wie es Paule ausdrückte.
26 positive Schnelltests habe man bisher ermitteln können. Auch die anschließenden PCR-Test – jedenfalls die Vogelsberger Testergebnisse, die man zurückverfolgen konnte – seien positiv gewesen, so Paule. All diese Menschen hätten keinerlei Symptome gezeigt. Laut Eifert würde es bisher aber keinen Hinweis darauf geben, dass sich die Menschen beim Einkaufen infiziert hätten.
Doch wie viele Testungen gab es im Rahmen des Projektes eigentlich? In den drei Testzentren fanden im Zeitraum vom 8. bis 13. April insgesamt 3.175 Schnelltests statt – 26 davon waren positiv. 1.250 Testungen erfolgten unter anderem durch Betriebsärzte. Daraus ergeben sich, so Paule, 855 Testungen pro Tag. Am vergangenen Wochenende seien in den 38 teilnehmenden Geschäften rund 1.100 Kundenkontakte registriert worden.
„Es ist alles so eingetreten, wie erwartet und auch erhofft“, erklärte der Bürgermeister. Die Stadt sei nicht von Menschen überlaufen worden – und genau das sei schließlich auch nicht das Ziel gewesen. Man habe nicht vermitteln wollen, dass es nun in Alsfeld das „Shoppingerlebnis der besonderen Art“ gibt und dass alles wieder normal sei. Zufrieden zeigte sich die Stadt auch mit den Einzelhändlern, der Ablauf sei sehr gut gewesen, sie hätten sich genau an die ganzen Regelungen gehalten und nichts auf die leichte Schulter genommen. Auch die Rückmeldungen der Einzelhändler selbst seien, so Paule, durchweg positiv gewesen.
Es wäre also sicherlich auch wieder ein herber Schlag für die Geschäfte, wenn diese wieder schließen müssten. Ob das passiert, das entscheidet sich am morgigen Donnerstag, wenn die Zahlen vorliegen. Fest steht jedenfalls, dass die Inzidenz, die heute bei 217,7 liegt laut Paule auch am morgigen Tag, also dem zweiten Tag infolge, nochmals höher ausfallen wird.
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