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Corona-Modellkommune Alsfeld: Die wichtigsten Fragen und Antworten

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ALSFELD (akr). Die Stadt Alsfeld hat es geschafft: Sie wurde an diesem Dienstag von der hessischen Landesregierung als eine der drei Corona-Modellkommunen ausgewählt. Doch was bedeutet das eigentlich genau? Dürfen Geschäfte, Restaurants, Kinos oder andere Einrichtungen jetzt wieder ganz normal öffnen? Oberhessen-live hat unter anderem bei Bürgermeister Stephan Paule nachgefragt. Die wichtigsten Fragen und Antworten gibt es hier.

Drei Kommunen in Hessen sind als Corona-Modellkommunen für erste Öffnungsschritte ausgewählt worden. Dazu zählen Baunatal, Dieburg und: Alsfeld. Das gaben Ministerpräsident Volker Bouffier und Gesundheitsminister Kai Klose am Dienstag bekannt. Mit der Auswahl der drei Kommunen könnten Einblicke bezüglich des Infektionsgeschehens in drei verschiedenen Regionen Hessens gewonnen werden, sagten die beiden.

Bouffier und Klose machten deutlich, dass diese Modellversuche in erster Linie der Gewinnung von Erkenntnissen dienen, die zur Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie beitragen. Doch was bedeutet das konkret? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Alsfeld wurde als Modellkommune ausgewählt – was bedeutet das genau?

Zunächst bedeutet das, dass ein von der Stadt Alsfeld vorgeschlagenes Konzept von der Landesregierung ausgewählt wurde und die Genehmigung erteilt wurde, dies unter Einhaltung gewisser Parameter umsetzen zu dürfen. „Unser Konzept sieht kleine Schritte vor, wie zunächst der Einzelhandel mit einer dazugehörigen Schnellteststrategie wieder öffnen dürfte, trotz des Lockdowns, jedoch nur gegen Nachweis eines negativen, tagesaktuellen Testergebnisses“, sagt Bürgermeister Paule.

Also heißt es nicht, dass auch die Gastronomie, Kino oder Schwimmbad wieder öffnen darf?

Nein, es bedeutet laut Paule im Rahmen des Konzeptes lediglich die Öffnung des Einzelhandels und dann eventuell weitere Schritte (zum Beispiel Gastronomie), „sollte es sich positiv entwickeln“.

Wird auch im privaten Bereich gelockert, sodass man sich beispielsweise mit mehr Leuten treffen darf? 

Nein, der Versuch hat nichts mit dem privaten Bereich zu tun. Ganz im Gegenteil muss davon ausgegangen werden, dass aus dem privaten Bereich ein Großteil der Infektionen stammen. „Hier müssen wir dringend an die Bevölkerung appellieren, unbedingt Vernunft walten zu lassen. Die Infektionstreiber sind aus unserer Sicht nicht der Handel und die Gastronomie, diese leiden jedoch am stärksten unter den hohen Inzidenzen und den damit verbundenen Lockdowns“, sagt Paule.

Gibt es darüber hinaus noch eine Art „Leuchtturmprojekt“, beispielsweise eine größere Veranstaltung wie ein Frühlingsstadtfest, oder ein größeres Konzert, was im Modellversuch möglich gemacht werden soll?

Nein, derzeit nicht.

Wie läuft das alles konkret ab, wenn ich beispielsweise in ein Geschäft möchte?

Wer in ein Einzelhandels- oder Großhandelsgeschäft möchte, welches eigentlich aufgrund der Corona-Maßnahmen geschlossen ist beziehungsweise lediglich click & collect anbietet, kann dies nach Start des Projektes gegen Vorlage eines negativen Testergebnisses tun. Dieses darf maximal 24 Stunden alt sein. Die Kunden tragen sich in eine Kontaktverfolgungsliste am Geschäftseingang (innen) ein und die Vorlage des Negativattestes wird dokumentiert. Dann kann der Einkauf starten.

Mit welchen Tests darf ich dann Geschäfte betreten? 

Nur die Schnelltests der zugelassenen Stationen. Selbsttests gelten nicht.

Wird es jetzt mehr Teststationen in Alsfeld geben?

In der nächsten Woche soll zum Projektstart eine weitere Teststation in der Obergasse zunächst für die Dauer des Modellprojektes öffnen.

Können dann auch Tests vor Ort in den Geschäften gemacht werden?

Nein, zunächst nicht.

Wer kommt für die Kosten der Tests auf?

Alle Bürger und Bürgerinnen haben Anspruch auf einen Test pro Woche, dieser wird vom Bund bezahlt. Darüber hinaus notwendige Tests im Modellprojekt übernimmt die Stadt Alsfeld.

Wann wird das Projekt in Alsfeld starten?

Nach aktuellem Stand am Donnerstag, 8. April.

Das Projekt ist zunächst bis zum 1. Mai befristet – wie wird es danach weiter gehen?

Das wird sich an den Ergebnissen des Projektes aber auch an der Gesamtentwicklung orientieren. „Zunächst wird es dann ein finales Resümee geben“, sagt der Bürgermeister.

Der Modellversuch hat eine Notbremse – bei welchen Voraussetzungen würde das Experiment abgebrochen werden?

Es gibt klar definierte Kennzahlen, bei denen ein Abbruch des Modellprojektes erfolgt, zum Beispiel, wenn die Inzidenz des Kreises drei Tage über 200 liegt, nicht ausreichende Testkapazitäten vorhanden sind, es eine zu starke Frequenz in der Stadt durch „Modellstatttourismus“ gibt oder ähnliches.

Dürfen auch Menschen von außerhalb in Alsfeld mit Test an den neuen Lockerungen teilnehmen?

Der Bürgermeister sagt dazu „Ja, wir können und wollen es nicht verbieten, jedoch müssen wir an dieser Stelle ganz ehrlich sagen, dass wir mit diesem Modellversuch kleine, sichere und feste Schritte gehen wollen für Alsfeld. Es nutzt niemandem etwas, wenn wir durch Testtourismus das Experiment abbrechen müssen, was wir sofort tun müssten für den Fall einer zu starken Frequentierung und nicht entsprechendem Verhalten.“

Welche Kritikpunkte an dem Vorhaben gibt es? 

Kanzlerin Angela Merkel hat Modellversuchen bei ihrem Auftritt in der ARD-Sendung „Anne Will“ eine klare Absage erteilt. Sie glaube nicht, „dass das ein Weg ist, der uns zum Brechen der dritten Welle führt“. Ähnlich äußerte sich auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er kritisierte deshalb auch den viel beachteten Versuch in Tübingen, der sozusagen das Modell für andere Modellversuche ist. Diese Experimente mit Freitestungen aus einem Lockown könnten die dritte Welle nicht aufhalten, so Lauterbach. „‚Testen statt Lockdown‘ ist Wunschdenken, genau wie ‚Abnehmen durch Essen'“, schrieb er auf Twitter.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer von den Grünen musste inzwischen einräumen, dass die Corona-Fallzahlen bei ihm stark gestiegen sind. Der Anstieg sei jedoch in etwa so hoch wie dort, wo mit Schließungen gearbeitet werde. Zudem sagen die Verantwortlichen in Tübingen selbst, dass ihr Versuch mit 15 Euro pro Test teuer und aufwändig ist – auch wenn sie ihn gleichzeitig verteidigen. Eine interessante Reportage aus der Modellstadt Tübingen lesen Sie hier.

Zusätzliche Informationen

Insgesamt haben sich knapp 100 Kommunen und Landkreise für das Modell in Hessen beworben. In Betracht gezogen worden seien allerdings ganz bewusst nur kleinere Kommunen, keine Großstädte oder gar ganze Landkreise, hieß es aus Wiesbaden. „Wir haben uns entschieden, angesichts der pandemischen Situation ein verantwortbares und überschaubares Modell durchzuführen“, erklärte Ministerpräsident Volker Bouffier.

Bei der Auswahl, so Bouffier, wurde darauf geachtet, dass Regionen aus Mittel-, Süd- und Nordhessen vertreten sind. Außerdem handele es sich bei Baunatal, Dieburg und Alsfeld ganz bewusst um mittelgroße Städte, bei denen die Inzidenz stabil unter 200 liege, ausreichend Testkapazitäten vorhanden seien, die Zustimmung des Gesundheitsamtes vorliege und die Finanzierung des Projektes gesichert sei.

Alsfeld wird Corona-Modellkommune

Der Beitrag Corona-Modellkommune Alsfeld: Die wichtigsten Fragen und Antworten erschien zuerst auf Oberhessen-Live.


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