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Alsfeld wird Corona-Modellkommune

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ALSFELD (ol). Tübingen hat es vorgemacht, nun wollen auch in Hessen viele Städte und Landkreise zur Corona-Modellkommune werden, indem sie Öffnungsmöglichkeiten für Einzelhandel, Gastronomie oder auch Veranstaltungen in der Pandemie testen wollen. Doch wer Modellkommune wird, das entscheidet die Landesregierung. An diesem Dienstagmittag haben Ministerpräsident Volker Bouffier und Gesundheitsminister Kai Klose die künftigen Modellkommunen vorgestellt. Mit dabei: Alsfeld.

Raus aus dem Lockdown und hin zu ein bisschen Normalität – das erhoffen sich die Gemeinden, Städte oder aber Landkreise, die sich als Modellkommunen in der Corona-Pandemie beworben haben. Auch die Stadt Alsfeld hat einen Antrag beim Hessischen Sozialministerium eingereicht – und sie darf sich freuen: Sie wurde neben Baunatal und Dieburg aus rund 100 Kommunen, die sich beworben hatten, als Modellkommune ausgewählt.

Ziel dieser Modellkommunen sei es, mehr über mögliche Strategien im Umgang mit dem Virus zu lernen. Das wichtigste Kriterium bei der Auswahl sei gewesen, dass das Gesundheitsamt ausdrücklich zustimmen musste und dass die Sieben-Tages-Inzidenz stabil unter einem Wert von 200 liegen muss. Darüber hinaus muss die Kommune über ausreichende Testkapazitäten verfügen (Teststellen, Testkits und auch Personal). Bei der Auswahl der Kommunen, so Bouffier, habe man großen Wert darauf gelegt, dass sich die Kommunen in unterschiedlichen Regionen des Landes befinden, ebenso in unterschiedlichen Krankenhaus-Versorgungsgebieten. Ganze Landkreise oder größere Städte konnten vom Land nicht berücksichtigt werden, unter anderem weil man die Situation immer verantworten müsse.

Das Projekt der Modellkommune soll zunächst bis zum 1. Mai laufen. Wann es genau losgehen wird, dafür sei die ausgewählte Kommune verantwortlich.

Vor wenigen Tagen gab die Stadt Alsfeld in einer Pressemitteilung bekannt, dass sie die bisherige Teststrategie in der Stadt weiter ausbauen und durch das Konzept „sicheres Einkaufen“ Modellkommune für die Öffnung des Einzelhandels werden möchte. Weiter hieß es dort: Durch kostenlose Schnelltests für alle Bürger in der Stadt sollen Geschäfte wieder geöffnet werden und ein sicheres Einkaufen möglich sein. Alsfeld verfüge über eine sehr gute Testinfrastruktur mit dem Schnelltestzentrum samt Drive-In des Roten Kreuzes an der Stadthalle sowie dem Testservice der City-Ambulanz, die mit mobiler Teststation auch in den eigenen Räumlichkeiten Schnelltests anbietet.

Das von der Wirtschaftsförderung der Stadt vorgeschlagene Konzept sieht, so stand es in der Pressemitteilung vor wenigen Tagen, eine Öffnung der vom Lockdown betroffenen Geschäfte für Kunden mit tagesaktuellem, negativen Coronatest unter Einhaltung bestehender Abstands- und Maskenpflichten, Betretungsregelungen, Personaltests sowie Dokumentationen vor. Selbstverständlich unterliege auch dieses Konzept einer indirekten Kontrolle und auch einer Notbremse durch eine Inzidenzwertgrenze. Nach Ostern will die Stadt auch kostenlose, wöchentliche Tests für alle Kinder in den Alsfelder Kindertagesstätten anbieten, das jedoch selbstverständlich nur mit Einwilligung der Eltern.

Projekt kann auch abgebrochen werden

Gesundheitsminister Kai Klose erklärte, dass es aber auch „harte“ Abbruchkriterien gebe. Dazu zähle beispielsweise, wenn die Kommune an drei aufeinanderfolgenden Tagen eine Inzidenz von über 200 hat oder aber das Gesundheitsamt seine Zustimmung widerruft, die Kontaktnachverfolgung nicht mehr gewährleistet werden könne oder auch die Testkapazitäten ins Stocken geraten.

Abschließend betonte Bouffier: „Wir haben die drei Modellregionen unter den vielen anderen ausgewählt, die sich beworben haben. Sie stehen exemplarisch für das, was wir vorhaben: die Umsetzbarkeit von Öffnungsschritten bei engmaschiger Kontrolle des Infektionsgeschehens durch konsequentes Testen zu erproben. Die Modellregionen ermöglichen dann, hierfür Handlungsleitfäden zu entwickeln.“

Die Modellkommunen werden von der Landesregierung begleitet. Es wird einen Erfahrungsaustausch und eine Auswertung der Ergebnisse geben, um daraus Schlüsse zu ziehen, ob und wenn ja wie sich solche Teststrategien landesweit zur Bewältigung dieser schwierigen pandemischen Situation einsetzen lassen.

Und was sagt Alsfelds Rathauschef Stephan Paule dazu? „Ich freue mich, dass Alsfeld als eine von drei Kommunen ausgewählt wurde. Jetzt gilt es, bis Ostern das Konzept in Abstimmung mit Gesundheitsamt und Einzelhandel in der Feinplanung abzustimmen. Dann könnten die Geschäfte Dienstag und Mittwoch nach Ostern die Vorbereitungen treffen und das Modell am Donnerstag, 8. April starten. Immer gilt: Sicherheit vor Schnelligkeit.“

Vogelsbergkreis sagt Stadt Alsfeld Unterstützung zu

„Alsfeld wird Modellkommune – das ist eine positive Nachricht für die Region.“ Mit diesen Worten kommentiert Landrat Manfred Görig die Entscheidung des Landes und sichert der Stadt Alsfeld die Unterstützung des Vogelbergkreises zu. „Ich hätte es lieber gesehen, wenn wir als Landkreis Modellregion geworden wären, daher hatten wir uns auch beworben, aber die sehr unterschiedliche Inzidenz im Landkreis lässt es nicht mehr zu.“

„Heute Vormittag wurden wir vom Ministerium angefragt, ob wir der Ernennung Alsfelds als Modellkommune zustimmen werden. Das haben wir natürlich getan und sagen der Stadt Alsfeld unsere Unterstützung zu“, betont der Landrat und weist darauf hin, dass die Inzidenz in Alsfeld im Moment bei einem Wert von 60,82 liegt, sodass Öffnungsschritte überhaupt möglich sind.

Erste Öffnungsschritte in einer Modellkommune „zeigen uns hoffentlich eine Alternative auf: Es gibt mehr als nur Öffnen und Schließen. Mit intelligenten und durchdachten Konzepten kann es eventuell gelingen, ein Stück unseres Alltags zurückzugewinnen“.

„Wir haben eine vernünftige Teststrategie im Vogelsberg aufgebaut und die Kontaktverfolgung in unserem Gesundheitsamt durch die Bundeswehr noch weiter verstärkt. Damit haben wir entscheidende Voraussetzungen für die Modellkommune Alsfeld geschaffen“, erklärt Erster Kreisbeigeordneter und Gesundheitsdezernent Dr. Jens Mischak, der trotz aller Euphorie zu Besonnenheit rät: „Wir müssen die Inzidenz im Blick haben, sie muss dauerhaft unter der kritischen Marke von 200 bleiben.“ Das Gesundheitsamt des Vogelsbergkreises, das das Projekt begleiten wird, habe bereits am Nachmittag Kontakt zur Stadt Alsfeld aufgenommen.

Der Beitrag Alsfeld wird Corona-Modellkommune erschien zuerst auf Oberhessen-Live.


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