Clik here to view.

ALSFELD (ol). Am Neujahrsmittag fuhr die Feuerwehr Alsfeld ihre ersten Einsätze in 2020. Da dieser wieder einmal besonders war, veranlasste das den stellvertretenden Stadtbrandinspektor und Wehrführer Carsten Schmidt, ein paar Zeilen zu schreiben, die hier im Wortlaut abgebildet werden.
„Es war fünf vor zwölf, als die Feuerwehrmänner und Frauen der Kernstadt am Neujahrsmittag alarmiert wurden. Mich persönlich traf es beim Besuch meiner Mutter auf dem Sofa, im Alsfelder Stadtteil Altenburg. Die Alarmmeldung lass sich erstmal relativ unspektakulär „F2 brennt Carport, Altenburg Grüner Weg“. Also runter vom Sofa, Richtung Feuerwehrhaus Alsfeld, wie die 30 anderen die bei diesem sogenannten Mittelbrand im Löschzug mitfahren. Über Altenburg machte sich bereits eine schwarze Rauchsäule breit. In der Feuerwache die gleiche Routine wie immer. Über 170 Mal habe ich mir allein in 2019 meine Stiefel angezogen, da läuft man ab wie ein Uhrwerk.
An der Einsatzstelle werden Aufträge verteilt, Daniel Schäfer der Stadtbrandinspektor hat die Einsatzleitung. Er selbst wohnt nur knapp 100 Meter entfernt von der Einsatzstelle entfernt. Seinen Silvesterabend verbrachte er mit 10 weiteren Feuerwehrfrauen und Männern in der Feuerwache. Ehrenamtlich, schnell zur Stelle sein, falls es zu einem Einsatz kommt, in unserer Stadt. Als war ruhig in Alsfeld, ein Kaminbrand gegen 19 Uhr in Lingelbach.
In Altenburg werden an diesem Neujahrsmittag Befehle gegeben, Aufträge erteilt, kontrolliert, neue Aufträge erteilt. Führungsvorgang abarbeiten, so heißt das im Feuerwehrdeutsch. Der Angriffstrupp kämpft sich mit Schlauch die Treppe noch. Ihr Auftrag in der Lebensfeindlichen Umgebung ist einfach. „Feuer finden, Brandausbreitung verhindern, Feuer löschen“. Das Feuer hat sich von der Garage bereits auf das Wohnhaus ausgebreitet. Alle wissen, es geht jetzt um die Wurst. Die Feuerwehrfrau und ihr Feuerwehrkamerad im zweiten Trupp unter Atemschutz verschaffen sich Zugang zum Garten. Schnell und effizient wird gearbeitet. Jeder gibt sein bestes. Die nächsten Minuten sind entscheidend.
Der Feuerwehrmann im Drehleiterkorb bekämpft das Feuer direkt von oben. Zwei weitere Feuerwehrmänner betreten mit einem Schlauch das Gebäude Richtung Dachboden. Auf der Straße vor dem Haus des Nachbarn ein weiterer Trupp. In der Hand eine Feuerwehraxt und eine amerikanische Brechstange, Halligan Tool genannt. Vor ihren Füssen eine Tasche mit Atemschutzgerät und ein Schlauch. Ihr Job, Rettungstrupp. Verletzt sich einer der Feuerwehrmänner im Gebäude müssen Sie ihn Retten. Eine große Verantwortung.
Es wird nachalarmiert, die restlichen Kräfte der Kernstadt machen sich auf den Weg Richtung Altenburg, ebenfalls die Stadtteilfeuerwehren aus Leusel und Lingelbach. Reserven schaffen, wer weiß was noch kommt. Die Erfahrung gab dem Einsatzleiter recht. Ein Paralleleinsatz lies nicht lange auf sich warten. Einsatzmeldung: „H-Klemm1 Y“, dahinter verbirgt sich ein Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person. Glücklicherweise gab es nur zwei Leichtverletzte beim Verkehrsunfall in Angenrod. Niemand eingeklemmt.
Über 60 Einsatzkräfte tummelten sich in Altenburg. Und dann passierte es, dass was das Leben auf dem Land ausmacht. Die Nachbarn kommen, aber nicht als Schaulustige. Nein, sie Versorgen die Einsatzkräfte. Garagen werden beheizt, eine Theke wird aufgebaut, Brauereigarnituren gestellt. Wurst, Steaks, selbstgebackener Kuchen und Kaffee in rauen Mengen. Niemand fragt wer den Kaffee bezahlt, die Nachbarn sind betroffen, da muss man doch helfen. Die Frauen und Männer der Feuerwehr freut diese Gastfreundschaft. Keine Selbstverständlichkeit, aber der Lohn für den die ehrenamtlichen nachts das Bett verlassen, oder die Familie. Die kleine Anerkennung für das Ehrenamt.
In den Nachrichten liest man von Angriffen auf Einsatzkräfte am Neujahrstag, allein in Berlin 24 ;al. Auch dort sitzen nachts Ehrenamtliche in Fahrzeugen und unterstützen ihre Kameraden der Berufsfeuerwehr Seite an Seite. Als Wehrführer einer Kleinstadt bin ich glücklich, dass es bei uns anders ist. Der Bürgermeister kommt persönlich, informiert sich, spricht mit den Betroffenen. Vieles nehmen wir als selbstverständlich hin, aber die Gemeinschaft ist das, was uns unterscheidet von der Großstadt. Darauf dürfen wir stolz sein, auch ohne Oper und Discotempel.“
Der Beitrag „Darauf dürfen wir stolz sein“: Carsten Schmidt dankt für die Anerkennung des Ehrenamts erschien zuerst auf Oberhessen-Live.