
MEINUNG|ALSFELD. Mit dem Fußball ist das so eine Sache: Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Eine große Schnittmenge beider Gefühlsebenen für des Deutschen Lieblingssport gibt es nicht. Aber es gibt Ausnahmen. Die Fußball-Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft beispielsweise. Da wird aus Nicht-Fußball-Fans plötzlich das Gegenteil. Im Kleineren entspricht das in etwa der Alsfelder Stadtmeisterschaft. Doch die ist schon lange nicht mehr das, was sie einmal war. Schade eigentlich, findet Luisa Stock. Ein Kommentar.
Fußball ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Trotzdem hat es irgendwie seinen Charme – besonders im Amateurbereich. Egal auf welchen Platz man kommt, es gibt überall die selben Typen: Das Talent, das eigentlich hätte höher spielen können, den Meckerer, der sich über jeden Fehlpass beschwert, selbst aber zwei linke Füße hat, den Bankwärmer, der die eigene Spielhälfte nur von Fotos kennt, der Schwalbenkönig, der schon auf drei Metern Entfernung gekonnt und in Neymar-Manier fällt und sich auf dem Boden räkelt und dann der Schönling, dem die Frisur und die Trikotfarbe wichtiger sind als das Geschehen auf dem Platz. Das alles gehört genauso zur Welt des Kreisliga-Fußballs dazu, wie das Eisspray im Verbandskasten, das Bier nach dem Spiel und die tippgebenden Fans am Spielfeldrand.
Das alles macht den Kreisliga-Fußball genau zu dem, was es ist: Eine ganz eigene, besondere Fußball-Welt – und in der macht der Sport noch richtig Spaß. Jedenfalls sollte das so sein. In der Realität sieht das aber anders aus. Kreisligafußball ist nicht mehr überall das, was es einmal war. Aus einem spaßigen Vorbereitungsturnier wird schnell eine fast lästige Verpflichtung, bei der man nur noch aus Anstand teilnimmt. So kommt es einem bei der momentan stattfindenden Alsfelder Stadtmeisterschaft vor. Das ist schade, denn damit stellen die Alsfelder Mannschaften den Alsfelder Fußball selbst ins Abseits.
Die Idee hinter der Meisterschaft war einfach: Alsfelder Mannschaften und auch die ein oder andere Gastmannschaft spielen im Sommer bei schönem Wetter als kleines Vorbereitungsturnier vor dem Saisonstart um einen Wanderpokal, der entsprechend ein Jahr lang in der Vitrine des Siegervereins verweilen darf, bis neu um ihn gespielt wird. Aus Spaß am Sport – aber doch mit einem gewissen sportlichen Anspruch. So war es jedenfalls früher, denn in den letzten Jahren hat die Alsfelder Stadtmeisterschaft deutlich an Ansehen verloren: Die Zuschauer werden weniger, die Motivation der Mannschaften nimmt ab. Und die Entwicklung der vergangenen Jahre zeigt vor allem eins: Wenn das so weitergeht, dann wird es in ein paar Jahren keine Stadtmeisterschaft mehr geben. Und wenn das passiert, wird der Fußballkreis Alsfeld bald seine Identität verlieren.
Die B-Truppe ist für viele gut genug
Mannschaften wollen nicht mit der ersten Mannschaft antreten, da es sich nicht „lohnt“ dafür das doch viel wichtigere Vorbereitungstraining sausen zu lassen. Wieder andere wollen von vorne herein nicht teilnehmen. Andere sagen zu und schaffen es dann aber kurzfristig doch nicht, elf Mann für ein Spiel zusammen zu bekommen und treten kampflos zurück und wieder andere scheuen vermeintlich stärkere Teams. Das kann man machen, dann kann es aber auch passieren, dass man seinen eigenen Sport irgendwann selbst kaputt macht. Wo bleibt der Sportsgeist? Wo der Olympische Gedanke „Dabeisein ist alles“? Den sucht man vergebens.
Das ist schade, denn die Idee einmal im Jahr ein spaßiges Turnier mit allen Mannschaften aus der Kommune zu spielen und sich alle gemeinsam zu treffen gibt es heutzutage nicht mehr oft – mal davon abgesehen, dass seitens des ausrichtenden Vereins oft einige Stunden ehrenamtliches Engagement in die Organisation gesteckt werden.
Es wäre langsam angebracht, sich neben allem sportlichen Erfolg auch mal wieder den Spaß und die Motivation ins Gedächtnis zu rufen und Turnieren mit weniger Bedeutung mal wieder etwas Ernsthaftigkeit einzuhauchen. Sonst wird es die Alsfelder Stadtmeisterschaft vielleicht in ein paar Jahren nicht mehr geben und damit würde die Region ein vielleicht kleines, aber dennoch bedeutendes Sporthighlight verlieren.
Der Beitrag Wie sich der Alsfelder Fußball selbst ins Abseits stellt erschien zuerst auf Oberhessen-Live.