
ALSFELD (jal). Von der Disco zum Gotteshaus: Das ehemalige „Zabou“ in der Nähe der alten Alsfelder Brauerei wechselt die Besitzer. Eine islamische Gemeinde möchte daraus eine Moschee machen – und wirbt für ein gutes Miteinander der Kulturen.
Eines ist Jerry Ullah sehr wichtig, sagt er am Telefon. „Die Leute sollen verstehen, dass wir eine gute Religion sind und nicht denken, da kommen irgendwelche ISIS-Leute. Wir sind friedlich. Wir sagen niemandem, dass er einen schlechten Glauben hat oder Christen in die Hölle kommen. Wir sagen: Wenn du ein guter Mensch bist, dann kommst du auch ins Paradies“, sagt der 31-Jährige.
Jerry Ullah ist Assistent der Geschäftsführung bei Taxi Schmidt in Alsfeld – und er ist Mitglied der muslimischen Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat. Der regionale Hotspot der Gemeinde lag bislang in Mücke, insgesamt gibt es regional geschätzt 80 Mitglieder. In Alsfeld, sagt Ullah, sind es um die 20. Er ist eines davon – und hat in dieser Funktion den Kauf der ehemaligen Disco mit eingefädelt. Verkäufer ist der Homberger Architekt Herbod Gans. Gans bestätigte gegenüber der OZ den Verkauf und war am Abend kurzfristig per Mail für OL nicht mehr zu erreichen. „Das sind friedliche Menschen. Es ist für alle Beteiligten eine gute Sache“, zitiert ihn die Zeitung.
Noch ist der Kauf nicht im Grundbuch eingetragen, genaue Pläne, wie die Moschee aussehen soll, gibt es laut Ullah noch nicht. So sei auch noch nicht geklärt, ob das Gotteshaus ein Minarett bekommen soll. Jedoch stehe fest, dass eine Moschee mehr Fenster brauche. Das Gebäude soll nicht nur Gebetsstätte sein, sondern Raum für Begegnungen schaffen. Angedacht sind ein Spielraum für Kinder und eine Wohnung für den Imam. Der Gebetsbereich soll nach Geschlechtern getrennt werden. Der Nutzungsänderungsantrag für die Disco ist bereits genehmigt.
Ullah sagt, das Gelände sei wegen seiner günstigen Verkehrsanbindung ideal – und betont, dass in der zukünftigen Moschee alle Menschen willkommen seien. Mit der Ditib-Gemeinde in der Steinborngasse hätte Alsfeld dann zwei islamische Gotteshäuser.
Mitglieder teilweise verfolgt
Hessen gilt als Hotspot der Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat in Deutschland. „Die AMJ ist seit 2013 die erste islamische Körperschaft des öffentlichen Rechts und damit den großen Kirchen rechtlich gleichgestellt. Seit dem gleichen Jahr bietet sie als Partner des Landes Hessen den bekenntnisorientierten Islamunterricht an Grundschulen an“, schreibt die Gemeinschaft auf ihrer Homepage.
„Wir sind eine islamische Gruppierung, die liberal und offen ist, aber wertekonservativ. Es ist wichtig zu sehen, dass wir in der Lage sind, Dinge in Frage zu stellen“, zitiert der Deutschlandfunk einen Vertreter der Gemeinschaft, die nach eigenen Angaben in Deutschland etwa 40.000 Mitglieder hat.
In vielen Ländern, so etwa in Pakistan, werden Mitglieder der Gemeinschaft verfolgt. Von anderen muslimischen Gruppen wird ihnen Blasphemie vorgeworfen, beziehungsweise, gar nicht muslimisch zu sein. „Der Hauptunterschied zwischen uns und den anderen islamischen Gruppierungen ist der, dass wir sagen, der von den meisten Muslimen erwartete Mahdi und Reformer ist schon gekommen in der Person des Gründers der Ahmadiyya Muslim Jamaat, nämlich in der Person von Hadhrat Mirza Ghulam Ahmad“, heißt es weiter beim Deutschlandfunk.
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