
ALSFELD (ls). Luther auf dem Alsfelder Marktplatz? Heute schon. Zwischen Sonnenschein, warmen Temperaturen, historischen Gewändern, Lautenklängen des Spielmanns, mittelalterlichen Marktständen und zahlreichen Besuchern startete an diesem Samstag das große Lutherspektakel vor der mittelalterlichen Kulisse des historischen Alsfelder Rathauses auf dem Marktplatz. Das Highlight: „Mein lieber Schwan“, das Stück der Alsfelder Marktspielgruppe.
Lange wurde vorbereitet, geprobt und aufgebaut und heute war es endlich so weit: Der Alsfelder Marktplatz verwandelte sich an diesem Morgen zu einem Mittelaltermarkt. Eine große Bühne, mittelalterliche Stände und Lautenklänge eines Spielmanns lockten bereits am Vormittag neugierige Alsfelder in die Innenstadt. Der Grund: das große Lutherspektakel zum Reformationsjahr. Das brachte das Mittelalter zurück nach Alsfeld und sorgte für Andrang – allerdings durchaus weniger, als einige Aussteller sich für den ersten „historischen Markt seit 11 oder 12 Jahren“ erhofft hatten.

Schon am Vormittag versammelten sich die ersten Neugierigen auf dem Alsfelder Marktplatz – wenn auch weniger, als erhofft. Foto: le
Zum Auftritt der Alsfelder Marktspielgruppe füllten sich die extra aufgebauten Stuhlreihen dann aber doch: „Mein lieber Schwan“ heißt das Stück, dass die Gauklertruppe um Regisseurin Johanna Mildner und Co-Autorin Jenny Wagner in den letzten Monaten intensiv probten und zum ersten Mal in voller Länger auf der Bühne vor dem Rathaus vorführten. Nonnen, Mönche, Katharina von Bora, Landgraf Philipp der Großmütige, Kaiser Karl V., einfache Bauern, Ave von Schönefeld, Margarete von Staupitz, Tilemann Schnabel und Martin Luther tummelten sich pünktlich ab 17 Uhr auf dem Marktplatz und zogen die Zuschauer mit in Alsfeld vor 500 Jahren.
„Mein lieber Schwan“ – Worum gehts?
Worum es geht? Es geht um den unfassbaren Umbruch, den Martin Luther mit seiner neuen Art zu denken in Deutschland und darüber hinaus in der ganzen Welt angezettelt hat. Nicht mehr die Angst vor Gott, sondern die Gewissheit um Gottes Gnade ist das Zentrum der lutherischen Denkweise. Das stellte Marktspielgruppe in einer modernen Inszenierung heraus.
Drei Jugendliche begeben sich auf die Spuren Martin Luthers und treffen dabei auf eine Gauklertruppe, die ihnen Szenen aus dem Leben Luthers und Schnabels vorspielt. Dazu trafen sich Luthers bei Schnabels und erzählten sich Geschichten aus der Vergangenheit und ihren Erlebnissen – typisch modern interpretiert. War Luther wirklich in Alsfeld? Wie ist er überhaupt Reformator geworden? Warum musste die Kirche erneuert werden? Was steht eigentlich in den 95 Thesen? Wie hat Luther eigentlich seine Frau kennengelernt und was genau hat eigentlich Tilemann Schnabel damit zu tun? – solche und andere Fragen wurden dabei unter anderem beantwortet. Für einige Lacher sorgte dabei der Auftritt von Bürgermeister Paule. Mehr wird allerdings nicht verraten, schließlich gibt es schon Morgen um 17 Uhr eine weitere Aufführung.
Für das Unterfangen hat die Marktspielgruppe ihren Kader gehörig erweitert und greift sowohl auf altbekannte Gesichter als auch auf frisches Blut zurück. Zu einem ordentlichen Spektakel gehören schließlich auch ordentlich viele Menschen und die müssen auf der Bühne zu sehen sein. Das Fazit: Ein tolles Stück, ein schöner Tag – ganz und gar historisch, wenn auch über den Tag hinweg mit etwas zu wenig Besuchern.
Am morgigen Sonntag ist der Markt mit den Markttreibern von 11-18 Uhr erneut geöffnet und um 17 findet die zweite Vorstellung des Lutherspiels auf der Bühne vor dem Rathaus statt.
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