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„Es ist, als würde Ostern und Weihnachten zusammenfallen“

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ALSFELD (ls). Seit dem 22. März hatten die beiden Beauty-Point-Salons von Geschäftsführerin Julia Jungk wegen Corona geschlossen – so lange, wie noch nie zuvor. Nach gut sechs Wochen dürfen sie und ihr Team die Türen wieder für die Kunden öffnen, unter strengen Hygiene- und Abstandsregelungen und mit erweiterten Öffnungszeiten. Die längeren Öffnungszeiten werden gebraucht, denn seit Tagen steht das Telefon nicht mehr still.

Knapp sechs Wochen ist es mittlerweile her, dass Julia Jungk die Ladentüren zu ihren beiden Friseursalons geschlossen hat. Ein ungewöhnliches Gefühl für die Geschäftsführerin. Seit der Eröffnung ihres Beauty Points in der Marburger Straße vor zwölf Jahren war der Laden noch nie geschlossen, schon gar nicht für eine so lange Zeit. 2016 kam die zweite Filiale in der Mainzer Gasse in der Innenstadt, das Beauty Point City, dazu. Auch hier war noch nie zu. Dann kam Corona.

Am 22. März hat das Land Hessen ein Kontaktverbot erlassen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Geschäfte mussten schließen, darunter auch die Friseursalons und andere Dienstleister im Bereich der Körperpflege. Das öffentliche Leben kam weitestgehend zum Stillstand. „Das war für mich ein echtes Spiel der Gefühle. Die ersten Tage war ich wie in einer Schockstarre: Der Laden war zu und ich wusste auch nicht was ich tun soll. Dann fing erst einmal die große Umplanung an. Die Kunden mussten benachrichtigt werden, Termine wurden verlegt oder abgesagt. Irgendwann hat man aufgehört umzuplanen, weil wir einfach nicht wussten, wann es wirklich weiter geht“, erklärt Jungk ihre Gefühlswelt in den ersten Wochen.

Neue Hygieneauflagen und Regeln für Friseursalons

Seither standen die beiden Salons still, an diesem Montag geht der Betrieb unter neuen Regeln aber wieder los. Wie die aussehen, das zeigt sich bereits im Salon selbst, wo sich in den letzten Tagen einiges verändert hat. „Wir haben einige Stühle und Spiegel weggeräumt, um Platz zu schaffen und um die Abstände zwischen den einzelnen Plätzen einzuhalten“, sagt die Geschäftsführerin. 1,50 Meter Abstand ist auch bei Friseuren nun vorgegeben. Von 16 Plätzen im Salon in der Innenstadt, wurde auf zehn Plätze reduziert, bedient werden allerdings trotzdem nur höchstens sieben Personen. Doch das ist noch längst nicht alles, was nun neu ist in dem Laden.

„Die wichtigste Neuerung bei uns ist, dass es keine Trockenhaarschnitte mehr gibt. Also egal was gemacht wird, die Haare werden vorher gewaschen“, erklärt sie. Außerdem herrscht auch im Beauty Point Maskenpflicht, sowohl beim Personal, als auch bei den Kunden. Kosmetikbehandlungen wie Augenbrauen färben oder zupfen wird es ebenfalls nicht geben. „Es dürfen keine Face-to-face-Behandlungen stattfinden, damit man sich einfach nicht zu nahe kommt.“ Am Eingang steht eine Station, um die Hände zu waschen und zu desinfizieren, die Wartestühle wurden abgebaut und die Theke am Eingang hat nun einen großen Spuckschutz, auf einen Kaffee oder ein Wasser zum Haarschnitt müssen die Kunden in der nächsten Zeit verzichten. So verlangen es die strengen Auflagen, unter denen das Team wieder für seine Kunden da sein darf.

„Wir werden dauerhaft Handschuhe tragen, was wir allerdings auch schon vor den neuen Auflagen beim Haare waschen oder färben gemacht haben. Zusätzlich werden die benutzen Utensilien nach jedem Kunden desinfiziert. Also die Bestecke werden natürlich nur für einen Kunden benutzt und danach gereinigt, genauso wie die Stühle“, gibt die Saloninhaberin einen Ausblick auf die neuen Arbeitsabläufe. Auch Einmalumhänge und -handtücher gibt es für jeden Kunden, die danach entsorgt werden. Beratungen finden über den Spiegel statt.

Bevor es allerdings überhaupt auf den Salonstuhl geht, muss jeder Kunde ein Datenblatt ausfüllen. „Darauf werden für eine bestimmte Zeit lang die Daten gesammelt, um mögliche Infektionsketten genauer nachzuvollziehen. Sprich wenn eine Kunden erkrankt oder aber einer meiner Mitarbeiter, kann man so direkt in Kontakt treten. Die Daten werden aber nicht dauerhaft gespeichert. Die Datenblätter werden für einen bestimmten Zeitraum aufgehoben und dann vernichtet“, sagt Jungk. Die Auflagen seien umsetzbar, wenn auch nicht einfach. Noch immer wartet das Team beispielsweise auf große Plexiglaswände, die noch zusätzlich zwischen die einzelnen Sitzplätze platziert werden sollten, doch da gab es Lieferschwierigkeiten.

Julia Jungk: „Corona hat uns voll getroffen“

Noch ist es für Jungk nicht ganz greifbar, dass sie bereits ab Montag wieder die ersten Kunden bedienen darf und der Salon wieder geöffnet hat – und das obwohl schon die letzten Tage das Telefon nicht mehr still stand. „Es ist, als würde Ostern und Weihnachten zusammenfallen“, sagt sie. „Seit Wochen rufen die Kunden an und wollen Termine ausmachen, seit bekannt wurde, dass wir am 4. Mai wieder öffnen dürfen, sind es noch mehr Anrufe geworden. Das verlangt uns einiges ab, denn so viele Kunden können wir gar nicht so schnell bedienen.“

Deshalb wurden die Öffnungszeiten erweitert. Während vor Corona im Beauty Point City montags geschlossen war, ist das Team jetzt montags und donnerstags von 9 bis 18 Uhr da, dienstags und donnerstags sogar bis 19 Uhr und mittwochs von 8 bis 18 Uhr. An den Samstag ist von 9 bis 16 Uhr geöffnet. In der Maburger Straße ist das Team Dienstag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 14 Uhr. Im Schichtbetrieb wird dann insgesamt zweieinhalb Tage mehr in der Woche gearbeitet als vor Corona.

„Wir freuen uns sehr, wieder im Salon zu sein. Es ist zwar noch weit entfernt von normal, aber schon mal ein Schritt näher dran“, sagt Jungk. Corona habe sie und das Team voll getroffen, vom einen auf den anderen Tag. „Wir haben Kurzarbeit angemeldet und die Auszubildenden waren hier im Salon. Sie haben umgeräumt, Telefonberatungen gemacht, Termine verlegt und auch für ihre Prüfungen gelernt. Das war schwierig, denn wir haben für unsere Auszubildenden eine Sorgfaltspflicht und müssen sie trotzdem auf ihre Prüfungen vorbereiten, auch wenn der Betrieb stillstand.“

Doch mit der Freude über die Öffnung schwingt auch die Sorge vor Ansteckung mit. „Es sind gemischte Gefühle. Wir sind ein gemischtes Team aus allen Altersklassen, mit Vorerkrankungen oder ohne. Da macht man sich natürlich Gedanken um die Gesundheit, aber als Unternehmerin sieht man auch, dass es irgendwie weiter gehen muss“, sagt Jungk. Das ganze Team werde vorsichtig sein, um sich selbst und auch die Kunden des Beauty Points bestmöglich zu schützen.

Der Beitrag „Es ist, als würde Ostern und Weihnachten zusammenfallen“ erschien zuerst auf Oberhessen-Live.


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